Was ist der Grund, dass ich mein eigenes Leben und andere Menschen kontrollieren möchte?
Dahinter steht Unsicherheit. Aber es ist möglich in der Unsicherheit, Sicherheit zu finden. Mein Leben war von vielen Unsicherheiten geprägt, die mich sehr oft total blockiert haben. Meine Ängste waren es, die mich zu lange in Situationen verweilen ließen, die schädigend für mich waren. Am meisten Existenz- und Verlustängste. Ich hatte immer wieder Neuanfänge im Beruf und auch in Beziehungen. In jungen Jahren hatte ich mir genau ausgedacht, wie mein Leben sein soll. Ich möchte in der Stadt wohnen, mit viel Natur um mich herum, eine Familie und einen Beruf, der mich erfüllt. Aber später sah das alles anders aus. Meine Routinen waren immer die gleichen. Zwar gab mir das eine gewisse Sicherheit, aber doch auch nur eine Scheinsicherheit. Innerlich wurde ich immer trauriger, das Leben hatte keine Lebendigkeit mehr und körperliche Symptome wurden bemerkbar. Die Kontrolle loslassen ist eine Aufgabe, die mich immer wieder fordert. Oft möchte der Verstand siegen und meinen Herzens-wünschen keinen Raum geben, weil die Angst vor Veränderung groß ist. Das Herz sagt: „Hab Mut und folge deinen Impulsen, wie ein Kind, dass neugierig auf das Leben ist.“
Oft kontrollieren wir einen bestimmten Lebensbereich zu stark und übernehmen in anderen Bereichen wenig Verantwortung. Eine Zeitlang habe ich eine regelrechte Putzsucht entwickelt. Vielleicht, um Ängste zu verdrängen. Das hat sich, seit ich mehr Kontrolle im Beruf übernehme, wieder geändert. Ich putze trotzdem nicht ungern, aber meine Prioritäten haben sich etwas verschoben. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich so einen hohen Anspruch an mich selbst. Der Haushalt sollte perfekt sein, gesunde Ernährung war mir auch immer wichtig. Also habe ich selbst gekocht, mich gut um meine Tochter gekümmert und der Beruf kam auch dazu, für den dann zu wenig Energie übrigblieb. Das kann auf Dauer nur zu Unzufriedenheit führen.
Wenn mehr innere Stabilität gefunden wird, kann im außen sein was will, es wird uns dann nicht so leicht erschüttern. Veränderungen kommen und gehen, nur wenn wir krampfhaft an etwas festhalten wollen, was nicht sein soll, wird es schwierig. Durch Krisen werden wir oft stärker, im Nachhinein gesehen bin ich an meinen Krisen gewachsen. Wachstum ist nicht immer angenehm. Ich habe angefangen richtig atmen zu üben. Ja Sie haben richtig gelesen: „Atmen.“ Oft atmen wir viel zu flach, keine tiefe Bauchatmung. Tiefe Bauchatmung ermöglicht uns, besser mit unserem Körper in Verbindung zu kommen. Auch Meditation und Körperübungen unterstützen meine innere Ausgeglichenheit so reagiere ich im Alltag viel gelassener, so wie in früheren Zeiten.
ALS ICH MICH SELBST ZU LIEBEN BEGANN, HABE ICH MICH GEWEIGERT, IN DER VERGANGENHEIT ZU LEBEN UND MICH UM MEINE ZUKUNFT ZU SORGEN. JETZT LEBE ICH NUR NOCH IN DIESEM AUGENBLICK, WO ALLES STATTFINDET.
SO LEBE ICH HEUTE JEDEN TAG, UND NENNE ES BEWUSSTHEIT.
© Gertrude Weichselbaum 2022-07-27