Kopflärm – Overthinking verstehen

Anne Höffner

von Anne Höffner

Story

Bei meiner Recherche zu Definitionen von Overthinking ist mir so einiges begegnet. Zum Beispiel: „Overthinking bezeichnet überdurchschnittliches und zu langes Nachdenken über Ängste und Sorgen“ (StudySmarter, 2025). Oder auch: „Overthinking bedeutet, sich zu viele Gedanken zu machen, alles zu überdenken – gegen den Willen der Person“ (Pablo Hubacher Haerle, 2024). Oder die eher nüchterne Variante aus dem Lexikon für Psychologie und Pädagogik (2025): „Overthinking beschreibt Situationen, in denen das Denken das Leben eines Individuums kontrolliert – mit krankheitsförderndem Charakter.“

Klingt alles ziemlich treffend. Und doch hat mir etwas gefehlt: die emotionale Ebene, die innere Realität, das, was es wirklich mit uns macht.
Deshalb hier meine persönliche Definition – eine, die sich für mich stimmig anfühlt: Overthinking ist das unkontrollierte, unproduktive Grübeln über Dinge, die zu keiner Lösung führen – und uns dabei psychisch wie physisch schaden können. Denn genau das ist der Punkt: Es geht nicht darum, zu viel zu denken – sondern darum, sich in Gedanken zu verlieren, ohne wieder herauszufinden.

Was mir bei diesem Thema besonders wichtig ist: eine klare Abgrenzung. Nicht jedes intensive Nachdenken ist automatisch Overthinking. Wir alle denken. Und manchmal denken wir sogar nachts im Bett über Gespräche nach, über Entscheidungen, über das Leben. Das ist völlig normal. Aber: Solange dich deine Gedanken einschlafen lassen und du nicht in eine negative Spirale rutschst und dein Selbstwert unversehrt bleibt – dann, Glückwunsch: Du denkst einfach nur. Du brauchst dieses Buch vielleicht gar nicht. Wenn du aber abends im Bett liegst und dein Gehirn veranstaltet eine wilde Gedankensafari oder wenn sich deine Gedanken anfühlen wie ein Hamsterrad mit eingebautem Lautsprecher – dann bist du hier goldrichtig. Dann reden wir von einer subtilen, aber sehr realen Form der Selbstzerstörung durch Denken. Und ja – vermutlich bist du ein sehr reflektierter Mensch. Und versteh mich bitte nicht falsch: Ich finde das großartig. Reflexion ist eine echte Superkraft – sie zeigt Reife. Aber im Overthinking wird diese Superkraft schnell zur Selbstsabotage.

Overthinking tritt meistens in zwei schicken Varianten auf – ich nenne sie gern meine *Spezialdisziplinen*:

Die Vergangenheitsschleife: Warum habe ich das gesagt? Warum hat sie mich so angeschaut? Warum wurde ich nicht eingeladen? (Als ob dein Gehirn einen eigenen Ermittlungsdienst hätte.)

Die Zukunfts-Angst-Show: Was, wenn sich auf meinem Geburtstag keiner versteht? Was, wenn ich nichts zu sagen habe? Was, wenn alles schiefläuft?

Spoiler: Ich bin in beiden Formen *herausragend*. Wirklich. Hätte man mir früher einen Overthinking-Pokal überreicht, ich hätte ihn mir sofort auf den Nachttisch gestellt – direkt neben meine Sorgen.


© Anne Höffner 2025-06-16

Genres
Lebenshilfe
Stimmung
Herausfordernd, Reflektierend