von Wolfgang Zander
Stets hat meine Intuition mich zu Menschen, Dingen oder an Orte geführt, zu geistvoll erfüllten Werken, ergiebigen Gedanken, mitunter auch richtigen Entscheidungen oder beglückenden Begebenheiten, die meinem Wesen entsprechen oder zu entsprechen scheinen. Einen Reichtum dabei schöpfend, seelisch oder geistig, manchmal anhaltend und tiefgreifend oder auch nur in Sukzessionen von Augenblicken und Momenten des Staunens, dem hinter Raum, Zeit und Kausalität verborgenen Eigentlichen und Wesentlichen in seiner gegenständlichen Erscheinung zu begegnen, dem man in einer von der Vorsehung bestimmten Art verbunden ist oder verbunden zu sein scheint.
„Du erkennst was richtig ist, noch bevor du es weißt“, schreibt der Autor Bodo Kirchhoff in seinem Roman „Verlangen und Melancholie“ über Herzensbildung oder gute Intuition. – Intuitiv hatte ich von Vorstellungsbildern ganz unabhängig, immerzu gespürt, dass Košice zu sehen den absoluten Höhepunkt einer Reise durch die Slowakei wohl bilden und etwas ganz Außergewöhnliches und Besonderes in meinem Leben damit darstellen würde. Das Wirklichwerden eines Lebenstraumes: In Košice vor Ort einmal zu sein, den Elisabethdom dabei zu sehen und zu berühren. Durch die Hlavná mit ihren vielen schönen Häusern zu spazieren. Durch die Hlavná mit den schönen Häusern, die ich mir im Jahr 2015 immer und immer wieder nur anschauen hatte mögen, und die ich auf Bildern heute immer wieder betrachte, ohne mich dabei satt sehen zu können. Wunderschön ist es gewesen, vor dem Staatstheater zu stehen. Die Plätze zu besichtigen. Die vielen kleinen Nebengassen und Gässchen. Und die Stadt, soweit das in der viel zu kurz bemessenen Zeit meines Aufenthalts nur möglich war, mit tiefster Seele als Ganzes zu erfassen und zu verinnerlichen.
In würdevollster Weise hervorzuheben wäre dabei der Elisabethdom, der die Seele der Stadt aus meiner Sicht bildet. Der Umstand allein, dass der Dom die östlichste gotische Kathedrale in Europa und der Welt damit darstellt, umgibt das wundervoll zu besehende Bauwerk mit einer Art von Aura, die den beseelten Betrachter, von Erbauung und Faszination ergriffen, selbst in höheren Sphären schweben lässt oder schweben zu lassen scheint. Der gotische Stil überhaupt ist es, der immer schon eine ganz besonders große Anziehungskraft auf mich ausgeübt hatte. Bedeuten gotische Bauwerke für mich die zu Stein gewordene Philosophie oder zumindest eine vom Geist der Philosophie getragene Architektur, die in nicht enden wollender Weise Eindruck auf mich macht.
Den Schlussstein in diese Betrachtung setzend, ist der inspirierte Reisende, den Intuition immer wieder an die seinem Wesen gemäßen Orte führt, am Ende vom Bewusstsein und der tiefgreifenden Einsicht getragen, dass alle wesentlichen Dinge, wie die prägenden Begegnungen mit den uns bestimmen Menschen ganz genau derselben Quelle entspringen, die uns an eben diese Orte geführt hat – und das ist schön!
© Wolfgang Zander 2020-05-07