Krankenhauslogik – verschärftes Corona

Fabiennne

von Fabiennne

Story

Wir erinnern uns: Frau Luise lag vor ein paar Wochen im Krankenhaus, erst auf Intensiv und dann auf einer Normalstation und dann zog sie zur weiteren Pflege wieder in das Altenheim um. Jetzt ist sie wieder im Krankenhaus, was irgendwie absehbar war, dafür brauchte man keine Hellseherkugel. Es war einzig eine Frage der Zeit. Aber nun ist sie dort unter verschärften Coronabedingungen.

Erst einmal: jegliche Kommunikation rein wie raus läuft über das Telefon. Und weil sie als Notfall wieder eingeliefert wurde und ich erreichbar sein wollte, habe ich mein Telefon überall mit hingeschleppt. Einzig beim Duschen musste es auf dem Boden an die Kachelwand gelehnt, draußen auf mich warten. Das Telefon und ich werden zum Traumgespann: überall dabei, überall mithinbegleitet. Ich hasse es!!!!!! Komme mir vor wie diese handyabhängigen Süchtigen, bei denen das Telefon schon fest mit dem Körper verwachsen anmutet.

Nur Telefonieren ist die einzige Kommunikationsform. Und solange nicht jemand sagt: sie dürfen zu Frau Luise in das Krankenzimmer, ist auch noch alles gut. Denn in diese abgeschottete Welt hineingelassen zu werden, bedeutet nichts Gutes!

Dann: Diagnosebesprechung, Zustandserfragung, Beschreibungen zum Krankheitsbild, Risikoeinschätzung, Behandlungsplan, Patientinnenbefindlichkeit erfragen und so vieles mehr, läuft alles via Telefonate. Woh, ich habe das Gefühl, das ich wieder das halbe Krankenhaus von seinen Mitarbeiter*innen her kennenlerne. Manchmal sind die Gespräche sehr abstrakt, manchmal sehr lebensnah, manchmal plaudert man ein wenig länger, manchmal denke ich mir „was für ein Chauvi“, manchmal lacht man herzlich mit den anderen und fühlt sich im Gespräch gut aufgehoben, manchmal ist zu spüren, wie belastend die Situation für die „andere Seite“ ist. Ich will nicht auf meiner Seite stehen, ich will auch nicht auf der anderen Seite stehen!

Wissen wir, was wir uns antun?

Haben wir andere Möglichkeiten?

Ist Corona einfach die eine hässliche Gegenwartsfratze, die uns schlichtweg menschliche Momente raubt, zum Schutz des größeren Ganzen, dem Menschenleben an sich, wenn auch einzelne Menschen dabei auf der Strecke bleiben?

In welch´ herausfordernder Ausrichtung des Schutzes der Allgemeinheit (Gesellschaft) als großes Ganzes, auch wenn das einzelne Leben dahinter zurückfällt, sind wir „dank“ Corona gelandet? Das Sprichwort „mitgefangen – mitgehangen“ bekommt einen so blöden Beigeschmack!

(Foto: marcelo leal via unsplash)

© Fabiennne 2020-11-28

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