Kreative Wissenschaft und logische Romane

Daniela Dorner

von Daniela Dorner

Story

In der Schule hatte ich eine Eins in Deutsch – na ja, solange wir Fantasie-Erzählungen schreiben durften. Als die Erörterungen kamen … reden wir nicht drüber.

Vielleicht ist es nicht verwunderlich, dass mein Weg in die Physik geführt hat. Doch auch da ging es irgendwann ans Schreiben – Laborberichte, die Abschlussarbeit, wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die erste Version meiner Diplomarbeit hat mir mein Betreuer um die Ohren gehauen: „Du sollst eine wissenschaftliche Arbeit schreiben und keinen Roman!“

Das wissenschaftliche Schreiben – exakte Ausdrücke, präzise Formulierungen – habe ich gelernt. Das kreative Schreiben habe ich in der ganzen Zeit nie aufgegeben. Langweilige Mathe-Vorlesungen sind sehr inspirierend, und auch in Zügen oder Flugzeugen auf Dienstreisen lässt es sich gut schreiben. Meist waren es Gedichte oder mal eine Kurzgeschichte – für mehr bleibt als Wissenschaftlerin keine Zeit. Aber den Spaß daran habe ich nie verloren – den Spaß mit Worten zu jonglieren, die Begeisterung mit Buchstaben Bilder in die Köpfe der Menschen zu pflanzen.

Als es mich beruflich nach Genf verschlug (nein, ich war nicht am CERN), habe ich dort den französischen Poetry Slam entdeckt: „J’aime jouer avec les mots. Mais en français ce sont plutôt les mots, qui jouent avec moi.“

Auf einer Weihnachtsfeier fragte mich mein Chef einmal, was mein Traum sei. Eine Kollegin stauchte mich danach zusammen, wie ich denn nicht sagen könne „den Nobelpreis bekommen“.
Meine Antwort war: „Einen Roman veröffentlichen.“

Inzwischen existiert die Rohfassung meines Debüt-Romans und ich habe mich auf die aufregende Reise Richtung Veröffentlichung gemacht.

Ich dachte immer die Logik in meinem Job als Astrophysikerin und die Kreativität beim Schreiben und Fotografieren würden nicht zusammenpassen, doch beim Probleme-Lösen hilft Kreativität genauso wie Logik beim Plotten von Romanen. Die analytische Arbeitsweise und das Learning-by-Doing (im Physikstudium gehört das Programmieren einfach dazu und man bringt es sich halt so „nebenher“ selbst bei) helfen in der Selfpublishing-Welt auch ungemein.

Es mag genauso schwer sein in der Wissenschaft eine permanente Stelle zu kriegen wie einen Roman bei einem Verlag unterzubringen, doch während ich das Wissenschaftssystem nicht ändern kann, habe ich beim Selfpublishing vieles in meinen eigenen Händen und kann meiner Kreativität freien Lauf lassen.

© Daniela Dorner 2024-08-15

Genres
Anthologien
Stimmung
Herausfordernd, Komisch, Informativ