Kribbeln im Kopf

Es kitzelt in meiner Nase! Also bitte! Wer erlaubt sich denn mich in aller Herrgottsfrüh aufzuwecken? Ganz vorsichtig öffne ich meine Augen. Besser gesagt: nur mein rechtes Auge, das linke mag noch nicht. Ich blinzle in das helle, warme Sonnenlicht. Es scheint die Sonne?! Na, die darf mich gerne aufwecken.

Und schon bin ich hellwach. Raus aus den Federn, Fenster auf! Die morgenfrische Luft strömt herein, platzt förmlich in den Raum, um die nachtwarme Luft hinaus zu treiben. Und wie es duftet! Wachauer Sommerduft, frisch, grün, saftig, ein bisserl marillig. Der Regen in der Nacht hat die Luft wieder sauber gewaschen, der Himmel ist blitzblau und klar. Nichts wie raus in den Garten – barfuß ins noch regennasse, kühle Gras. Ich spüre die regenweiche Erde unter meinen Füßen. Tief einatmen. Und ausatmen. DAS IST LEBEN!

Ich halte meine Nase gegen das Sonnenlicht. Jetzt kitzelt es nicht mehr so nervig. Nein, es ist angenehm, so warm, so weich, so liebevoll. Wie die ersten Sonnenstrahlen in den Handflächen nach einem langen, kalten Winter. Es kribbelt in meinem Gesicht. Und schon fängt es auch in meinem Kopf zum Kribbeln an. Was ist heute mein Plan? Wie kann ich diesen herrlichen Sommertag genießen? Mmmh, zuerst ein gutes Frühstück unter dem Kirschbaum! Und dann mit dem Rad durch die Weingärten an den Donaustrand …? Ich atme einen süßlich-warmen Duft ein, tief und schwer. Wer buhlt denn hier um meine Aufmerksamkeit? Der Rosenbusch beugt sich bereits unter der Last der großen tiefroten, samtigen mit schweren Regentropfen gefüllten Blütenköpfe. Oja, ich werde im Garten herumwurschteln und die Rosen zurückschneiden! Und nachher auf ein Kaffeetratscherl zu meiner Freundin! Es kribbelt und kribbelt in meinem Kopf …

Aber Halt! Dunkle, mahnende Blitzgedanken schleichen sich in meine bunte, leichte Gedankenwelt: Du musst dir einen Job suchen! Du musst noch deine Spanisch Prüfung machen! Du musst noch das Haus putzen! Du musst, du musst, du musst ….

Ohhhh nein – nicht mit mir. Weg mit euch ihr finsteren Gedanken. Euch kann ich heute wirklich nicht gebrauchen. Morgen erst bekommt ihr wieder meine Aufmerksamkeit. Denn heute ist MEIN Tag. Und heute gibt es nur lockigflockig farbige Gedanken und: Kribbeln im Kopf.