Kriegerin im Schatten 1

Der Mond schien fahl auf die Dächer und Straßen Fandals, der Hauptstadt Aidans. Sie war bei vielen berüchtigt wegen der vielen Diebe und dem sonstigen Gesindel, das sich dort auf den Straßen rumtrieb. Eine schmale Gestalt huschte um die Ecke und verschwand wieder in den Schatten. Kurz darauf hörte man Schreie, die urplötzlich verstummten. Die Gestalt sprang aus einem Fenster auf ein nahegelegenes Dach und rannte über die Dächer davon. In dem fahlen Mondlicht spiegelten sich Dolche und zwei Schwerter, die sich die Gestalt umgeschnallt hatte. 

Sloane Priamos blieb keuchend und nach Luft schnappend in einer dunklen Gasse stehen und hörte entfernt ein paar Hilferufe und Schreie. Das ging ja schnell, dachte sie und wischte mit einem Grinsen das Blut von einem ihrer Dolche. Normalerweise brauchte es ganze Stunden, bis jemand den Leichnam fand. Als immer mehr Schreie erklangen, stieß sie sich von der Mauer ab und verschmolz mit den Schatten.

Sloane begab sich in den reicheren Teil der Stadt, wo sie über einem Buchladen eine Wohnung besaß und schwang sich mühelos über ein Fenster hinein, denn es würde Verdacht erregen, wenn sie mitten in der Nacht, voll bewaffnet und noch dazu mit Blutspritzern bedeckt, vor der Buchhandlung auftauchte und sie durfte es nicht riskieren entdeckt zu werden, da sie es wahrscheinlich nicht überleben würde.

In der Wohnung ließ sie schnell ein warmes Bad ein, versteckte ihre Kleidung und ließ sich anschließend an das warme Bad völlig erschöpft ins Bett fallen. Innerhalb weniger Sekunden war sie eingeschlafen.

Lord Finley Tierney saß an seinem Schreibtisch, als ein Bote hereinplatzte und mit einer Botschaft wedelte.

„Sir, es gab schon wieder einen neuen Angriff auf einen Bürger Fandals. Die Art des Angriffs deutet eindeutig auf den Schatten Fandals hin.“

Der Schatten Fandals, so wurde der oder diejenige genannt, der schon seit einer Weile hier sein Unwesen trieb, ohne das man jemals mehr als einen Schatten von der geheimnisvollen Person gesehen hatte.