von Monika Bayerl
Er war in allem, was er tat, konsequent und beharrlich, lebte seine Überzeugung und gab sie als Berufung weiter:
Fritz (Friedrich) Mayreder wurde am 6. 6. 1898 in Oberösterreich geboren, stammte aus einer Großbauernfamilie und reiste als Vertreter für Lebensmittel durch die Lande. Es wird erzählt, dass er unter einer Form der Psoriasis litt, die er schließlich selbst kurieren konnte.
Sein Erfolgsrezept war die vegetarische Ernährung. Inspiriert vom schwedischen Reformer Are Waerland, der den Verzehr von Fleisch, Fisch und Eiern strikt ablehnte. Obwohl es prominente Beispiele für Vegetarier schon in der Antike gab (Pythagoras) und im 19. Jhd. erste Vegetarier-Vereine in Europa Fuß fassten, war Fritz Mayreder mit seiner Idee seiner Zeit weit voraus.
Mit seiner Frau Maria nach Salzburg gekommen, baute Fritz in der Zwischenkriegszeit ein Unternehmen für natürliche Lebensmittel auf und gründete das Reformhaus Mayreder am Universitätsplatz. Zwischen 1934 und 1950 kamen die vier Töchter zur Welt, von denen zwei später im Geschäft mitarbeiteten. Am privaten Speiseplan der Familie standen Rohkost, gekochte Kartoffeln und der Getreidebrei Kruska. Die Mischung aus Hafer, Hirse, Gerste, Leinsamen, Roggen, Weizen und Rosinen übergoss Fritz Mayreder mit heißem Wasser und ließ sie im Dampf quellen, bis man sie löffeln konnte. Seine Kundschaft schwärmte für die „Schwedenmilch“, eine skandinavische Langmilch aus uralten Joghurtkulturen.
In einem unterirdischen Bunker fand die Sauerkrautproduktion statt. Nach dem Hobeln und Stößeln wurde das Kraut mit Zucker und Salz versehen, mit Brettern abgedeckt und mit Steinen beschwert. Sobald keine Blasen mehr aufstiegen, war das Sauerkraut verzehrfertig.
Für die Herstellung des Studentenfutters zogen sich alle weiße Geschäftsmäntel an und banden sich die Haare zurück. Datteln, Feigen und Rosinen wurden gewaschen, im Trockenapparat gedörrt, von Hand geschnitten, auf Wachstüchern ausgebreitet und gut durchgemischt. Plastiksackerl gab es keine, alle Lebensmittel lagerten in Holzschubladen, aus denen man die gewünschte Menge abwog. Mayreder war innovativ und bot ein großes Sortiment natürlicher Lebensmittel an, heute schlichtweg „Bio“ genannt. Qualität war sein oberstes Gebot.
Meine Großeltern Rigaud zählten ebenso zu Mayreders Kundschaft wie verschiedene Salzburger Persönlichkeiten, die der Lebensmittelpionier selbstverständlich immer mit ihrem Titel ansprach, den Herrn Konzertmeister genauso wie die gnädige Frau Hofrätin. Are Waerland und seine Frau Edda waren ebenfalls gern gesehene Gäste. Fritz beschäftigte bis zu 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das beliebte „Fräulein“ Anna Kracker stand noch im stolzen Alter von 84 Jahren im Geschäft. Fritz Mayreder bekam den Ehrenring der Stadt Salzburg verliehen und verkaufte Mitte der 70er Jahre sein traditionsreiches Reformhaus mit seinem Namen, der bis heute über den Schaufenstern steht.
© Monika Bayerl 2023-01-27