Kulturschock zum Runterspülen

gehviky

von gehviky

Story
China 2025

„He Viky, kann sein dassd nächste Woche China fliegst.“

BITTE WAS? Zuerst dache ich mir, ich hätte einen Horrortinnitus in den Ohren, aber leider war ich noch bei Sinnen und hatte mich nicht verhört. „Ahhhh…ha-ha-ha.“ Ich lachte schief. Mein Herz war mir schon längst in die Hose, dann aus der Hose rausgerutscht und nun schlitterte es vermutlich mit Puls 240 irgendwo am Boden des Büros herum. „Ah geh, des mochst schon.“ Supi, danke, genau das hab ich gebraucht. Erstmal durchatmen…Wo ist eigentlich mein Reisepass?

„What do you do here?“, waren die ersten Worte, die mir der Grenzbeamte am Flughafen von Shenzhen entgegenwarf. „Ähh, work?“ Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Dem Mann war ich aber auch schon wieder egal und er winkte mich durch. Ich schlüpfte neben dem Schalter der Visa-Kontroll-Menschen durch und da stand ich: Ein Flughafen von einer Größe – da kann Wien scheißen gehen. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber für mich als Landei war das unvorstellbar. Irgendwann hatte ich das Gate für meinen Weiterflug gefunden und beschloss auf diesen Schock erst mal die Toiletten zu besuchen. Dass dies allerdings gleich der nächste Schock werden würde, wusste ich noch nicht. Überall nur Kloschüsseln, die sich im Boden verstecken. Ganz à la Italien Urlaub. Ich bereute, dass ich es gekonnt vermieden hab auch nur einmal meine Beine zu trainieren, geschweige denn Kniebeugen zu machen – na toll. Aber als ich auch diese Erfahrung gemeistert hatte, war ich sattelfest für das, was noch kommen würde – dachte ich fälschlicherweise.

Es müssen gefühlsmäßig minimum noch 400 Stunden vergangen sein, dann war ich endlich im Hotelzimmer. Bett, endlich. Es mussten einige Stunden Schlaf nachgeholt und gleichzeitig vorgezogen werden, denn mich erwartete noch am selben Tag eine 15 stündige Nachtschicht. Das mag auf den ersten Blick anstrengend wirken, auf den zweiten war es das auch. Ein paar Stunden später waren wir bereit für die Arbeit. Im Werk angekommen lernten wir gleich die Arbeiter der Firma kennen. Ich war froh, dass wir Ansprechpersonen vor Ort hatten, die wir in unsere Arbeit einbinden konnten, das würde alles erleichtern. Naja, einen Haken hatte die Sache, diese Leute konnten kein Englisch. Und so durfte ich gleich lernen, dass in China kaum ein Mensch Englisch sprechen konnte oder wollte. Na toll. Jetzt konnte ich nichts lesen und mit niemandem reden, das konnte ja heiter werden. Mein Gefühl, dass Google Translate noch zu meinem besten Freund werden würde, bestätigte sich später.

Als ich mich dann das erste Mal auf den mühsamen Weg zum WC im Werk machte, durfte ich gleich den nächsten Kulturschock erleben. Ich wurde auch von dieser Klo-Situation keineswegs enttäuscht: 4 Kabinen (hüfthohe Mauern ohne Tür) und unten durchgängig – eine Rinne. Geil. Noch dazu war es 5 Gehminuten von unserem Arbeitsplatz entfernt, also musste man es sich gut einteilen, wann man sich auf den Weg machte, im schlimmsten Fall war es nämlich schon zu spät. Die Moral von der Geschicht? Sei dankbar für den österreichischen Toilettenluxus, du Wicht.

© gehviky 2025-07-02

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Unbeschwert, Funny
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