Kurort Rathen

Annemarie Baumgarten

von Annemarie Baumgarten

Story
Rathen

am großen Ellbogen im oberen Elbtal: Die Verbindung der Ortsteile wird mit einer historischen, unter Denkmalschutz stehenden Gierseil-Doppelfähre (Katamaran, ohne Motor und Überdachung) aufrechterhalten. Sie hat regelrecht Brückenfunktion für die verkehrsmäßige Erschließung der Ortsteile. 322 Passagiere konnten befördert werden. Besonders nach Vorstellungsende der Felsenbühne fuhr sie mehrfach hin und her. Wir beobachteten das öfters, manchmal gemütlich auf einer der Bänke an der Elbe sitzend. Auch manch Fahrrad, Hand- und Kinderwagen sowie Moped wurden verladen. Auf einem unserer Fotos warten viele Leute mit aufgespannten Regenschirmen auf die Abfahrt. Rechtselbisch (Niederrathen) ist die Anlegestelle der Weißen Flotte, linkselbisch (Oberrathen) der Bahnhaltepunkt. Wir dachten manchmal, wir müssen die Fähre noch erreichen. Kommt nach ihrem Ablegen ein Dampfer oder Schleppkahn, muss sie meist umkehren, was für einen Reisenden, der spät dran ist, bedeuten kann, dass er den zu erreichen geglaubten Zug abschreiben kann. Würde die Fähre nicht umkehren, würde ein passierendes Schiff das lange Seil überfahren und durchtrennen. Wir erlebten öfters Wiederanlegemanöver. Für meinen Chef kaufte ich zu DDR-Zeiten in einem Kiosk ein Holzbrettchen mit aufgemaltem, hochrotem Kopf und in die Stirn geschobener Brille. Darunter steht: „Nur keine Hektik, bin selbst nervös.“ Nach der Anlegestelle war eine Gaststätte mit Freiluftbetrieb, davor eine Personenwaage. Einmal aßen wir in der Bahnhofsgaststätte Abendbrot. Wir waren am Gamrig und kamen auch mal über Rathewalde nach Rathen. Meist landeten wir dort per Bahn oder Dampfer. Wir waren öfters auf der Bastei und liefen über die 76 m lange, imposante steinerne Basteibrücke (1851 in der jetzigen Form errichtet). Seit 1826 gab es einen Vorgänger aus Holz. Wir genossen den Blick von der Aussicht und sahen u. a. die „winzigen“ Schiffe auf der Elbe. Von unten sahen wir im Vorbeiwandern oder -fahren die Baufortschritte beim Bastei-Hotel, der vollständige Neubau erfolgte von 1975 bis 1979. Nach der Eröffnung warfen wir einen Blick auf die Speisenkarte im Glaskasten vor der Tür und wurden angesichts der Preise blass. In Rathen wurde 1934 durch die Gemeinde der 500 m lange Amselsee angelegt (Ruderbetrieb – Bootsausleihe). In unmittelbarer Nähe ist der Kletterfelsen „Lokomotive“, wo wir häufig Bergsteiger sahen. 1977 Einkehr in der Amselfallbaude. Am Ende der Anlage Felsenburg Neurathen (alte Raubritterburg) ist der Kletterfelsen „Mönch“, gekrönt mit einer Blechfigur. Ein unaufhörlicher Strom von Wanderern und Spaziergängern war in Rathen anzutreffen. Es gibt dort viele gepflegte Landhäuser. Die Schwedenlöcher, von uns von oben und unten durchwandert, führen aus dem Amselgrund auf die Bastei und zum Naturtheater. Kam man solche Aufstiege herab, fragten von unten Kommende, ob es noch weit sei. Auf dem beschwerlichen Weg ist die Kleinigkeit von 700 Stufen zu überwinden. Die Schwedenlöcher erhielten ihren Namen von Verstecken der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg. In Bad Schandau beim Fotoladen/Drogerie kündigten Plakate die Vorstellungen der Felsenbühne an.

© Annemarie Baumgarten 2024-05-20

Genres
Reise
Stimmung
Unbeschwert