von lavoce
Insekten sind mir seit jeher leicht suspekt. Nicht alle. Bienen und Hummeln und noch so einige andere Tierchen besitzen meiner Meinung nach durchaus ihre Daseinsberechtigung.
Was ich von Wespen, Mücken und Bremsen nicht behaupten kann. Ein weiterer Grund für mich den Winter zu präferieren. Die Zwangsbeglückung durch diese lästigen Minitiere hält sich bei niedrigen Temperaturen in Grenzen. Dachte ich zumindest.
Heute, wir schreiben Anfang Dezember, marschierte ich mit Fellnase durch den Ort. Als „PATSCH“ ein schwarzes, surrendes Ding gegen meine weiche Wange knallte. So weich dürfte der Aufprall dann doch nicht erfolgt sein, da das arme Vieh, und ja, zu dem Zeitpunkt tat es mir noch leid, in Ohnmacht fiel oder diese gekonnt vortäuschte. Nach einem verwoatakelten Rückwärtssalto folgte der freie Fall. Direkt in mein Dekolletee. Was den freien Fall nicht unbedingt abbremste (spätestens beim Bauch wäre endgültig Endstation gewesen), aber dann doch etwas dämpfte. Insbesondere weil sich das liebe Tierchen ausgerechnet meinen BH als Zielobjekt ausgewählt hatte. Im Unterbewusstsein, da ja immer noch ohnmächtig.
Da ich fremden Geschöpfen in meinem BH eher skeptisch gegenüberstehe, versuchte ich den Eindringling aus seiner neuen gemütlichen Behausung zu vertreiben und wähnte mich erfolgreich.
Nicht lange. Ein paar Schritte weiter, begann es an zartempfindlicher Stelle zu ziehen, zu surren und zu summen. Vor lauter Schreck wäre ich beinahe mit einem Verkehrsschild kollidiert. Was tun? Ich befand mich immer noch mitten im Ortskern. Ein Striptease auf öffentlicher Straße wäre vermutlich nicht so gut angekommen. Zumindest nicht bei der örtlichen Polizei.
Schnell schnappte ich mir Flauschkugel und wir eilten Richtung Wald. Dort entledigte ich mich meines Gewands und lugte in meinen BH. Darin lag selig zusammengekuschelt das liebe Viecherl. Ein eindeutig männliches Wesen, das sichtlich Gefallen an meinem BH hatte, und diesen nicht freiwillig verlassen wollte. Erst nicht ganz so sanfte Gewalt erlöste mich von diesem kuschelbedürftigen Kleintier, das sich beleidigt aus dem Staub machte.
Insekten werden auch immer dreister. Von einer Anzeige hielt ich dennoch naturgemäß Abstand …
© lavoce 2024-12-03