KW 16 – Feste

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. So heißt es doch. Aber mir ist nicht nach Feiern zumute. Nicht, seit du nicht mehr da bist. Ohne dich ist Weihnachten nicht mehr Weihnachten, Ostern nicht mehr Ostern und Geburtstag auch nur ein Tag wie jeder andere. Denn bei diesen Festen geht es nicht um die Geschenke, das Essen, den Kuchen oder die Kerzen. Es geht um die Menschen, die mit einem feiern. Ich möchte gerne glauben, dass du als Geist oder Stern immer noch bei jedem Fest dabei bist, aber ich kann es nicht. Denn die Realität ist eine andere.

Ich habe es geliebt, dir beim Geschenke auspacken zu „helfen“ und mich darüber lustig zu machen, dass du jedes Jahr wieder Socken, Hemden und Unterwäsche von Mama geschenkt bekamst. Dein Running Gag: „Was kann das bloß sein? Ein Stück Seife?“ gehörte auch jedes Mal mit dazu. Als mein Bruder anfing Gitarre zu lernen, wünschtest du dir jedes Jahr zum Geburtstag von uns ein Ständchen. Meistens einen Song von David Bowie. Mein Bruder übte fleißig mit der Gitarre und ich versuchte, so gut es ging, die doch sehr improvisiert anmutende Melodie von „Starman“, „Space Oddity“ und „Quicksand“ zu lernen. Einmal spielten wir auch einen Song von Rammstein und einen von Alligatoah, aber das passte ehrlich gesagt nicht so gut zu meiner Sopranstimme. Den letzten Song, den wir für dich einstudiert und performt haben, war „Father and son“ von Yusuf aka Cat Stevens. Ein trauriger Song und doch auf eine traurige Art auch sehr passend. Es war deine letzte große Geburtstagsfeier mit all deinen Freund:innen. Du warst schon krank, aber das hat die Atmosphäre an diesem Abend nicht belastet. Du wolltest es so. Du hast immer versucht, dir nichts anmerken zu lassen, hast (sarkastische) Witze gemacht und einfach die Momente, die du mit den Menschen, die du am meisten liebtest und mochtest, genossen.

Jedes Lied, das ich heute singe, singe ich für dich und hoffe, dass du es hörst. Und bei jedem Fest, das ich heute feiere, wünschte ich, du wärest bei mir und könntest mitfeiern.