Kyo Odori und der Geisha Distrikt

Rahel Fiechter

von Rahel Fiechter

Story

Ich stand vor dem Eingang des Ichiriki Chaya. Holzmauern rechts und links von mir, aber nie hätte ich gedacht, dass dieses schlichte Teehaus so berühmt ist. Aber zuerst von Anfang an.

Heute besuchte ich mit meiner Geisha Klasse das Kyo Odori. Insgesamt gibt es in Kyoto fünf Geisha Distrikte (Gion Kobe, Gion Higashi, Pontocho, Miyagawa und Kamishichiken), welche jedes Jahr die Frühlingstänze aufführen. Der berühmteste ist das Miyako Odori. Da die Eintrittskarten jedoch ausserhalb des Schulbudgets liegen, mussten wir uns mit dem Kyo Odori begnügen. Also ging es wieder ein mal in meine Lieblingsstadt.

Das Kyo Odori wird von den Geishas und Maikos von Miyagawa aufgeführt. In einem kleinen Theater fanden sich die Zuschauer ein. Wir hatten den perfekten Platz und konnten die gesamte Bühne sehen. Bald schon setzte die typische sanfte Musik einer Koto ein und ein Gesang der mir durch Mark und Bein ging. Ein hoher Ton, der die gesamten Zuschauer in den Bann zog, flachte langsam ab und endete in einem rhytmischen Gesang, passend zum Spiel der Koto. Dann kamen die ersten Tänzerinnen auf die Bühne. Die Pracht ihrer Kimonos verschlug mir die Sprache. Sie wirbelten umher, nutzen Fächer und Seidenbänder. Mit ihren Geta’s schlugen sie im Takt der Musik auf den Boden und erzeugten einen tiefen Bass. Schon bald war ich hin und weg und fieberte dem Finale entgegen. Die Vorstellung war zu Ende, doch die Anmut der Tänzerinnen konnte ich nicht vergessen.

Unser Tag war noch lange und so hiess es zuerst einmal Stärkung. Wir liefen durch Kyoto und blieben vor einem unscheinbaren fünfstöckigen Gebäude stehen. Ein Lift fuhr ins oberste Stockwerk, wo sich ein kleines traditionelles Restaurant befand. Der Boden war mit Tatamimatten ausgelegt und wir sassen am Boden. Doch das Essen war himmlisch. Ich bestellte mir ein Soba-Set, bestehend aus einer Soba-Nudelsuppe, einer Miso Suppe, Reis und einem kleinen Dessert.

Wir schlenderten durch die Altstadt von Kyoto, wo sich ein Holzhaus an das andere reihte. Kleine Gassen führten durch den ganzen Bezirk und machten es zu einem Labyrinth. Unser Lehrer erklärte den Hintergrund der Häuser und zeigte uns einige, in denen sowohl Geishas als auch Maiko wohnten. An der Tür hingen Namensschilder, so wusste man sofort wer hier hauste (natürlich konnte ich diese Schilder nicht lesen).

Zum Schluss ging es auf zu dem berühmtesten Teehaus in ganz Japan, dem Ichiriki Chaya. Mit dem Teehaus verbunden ist die Legende der 47 Ronin (masterlose Samurais) und es wurde sogar der Putsch gegen das Shogunat in diesem O-Chaya geplant. Wir standen in einer kleinen Seitengasse und beobachteten den Eingang. Da plötzlich sahen wir eine Geisha aus dem Taxi steigen und in das Teehaus gehen. Immer noch war das Ichiriki weltbekannt und viele Politiker trafen sich zu einem Umtrunk oder zu wichtigen Besprechungen. Fasziniert beobachtete ich wie immer weitere Geishas und Maikos eintrafen. Wie schön wäre es, eine Privatvorführung zu sehen.

© Rahel Fiechter 2021-07-07

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