von Micaela Hemesath
Endlich bekam ich meinen ersten dienstlichen Auslandsflug. Privat war ich ja schon in Mexico und New York gewesen. KARACHI klang nach 1000 und einer Nacht. (Kein Google damals!) Reiseführer hatte ich nicht. Mit mir flog auch eine kleine zarte japanische Kollegin, der ich an Bord immer alles was „oben“ war, runterholte oder rauf gab.
Nachts kamen wir an, die Fahrt ins Hotel in damals noch ungekühltem Bus war nicht schön und der Anblick des Hotels? ebenso. Lufthansa hatte ein großes Haus gemietet, mit Koch und eigenem Essen. Es gab noch kein benutzbares Hotel in der Stadt. Die Zimmer waren ein Graus! Den Koffer hatte ich auf dem Gang abgestellt und setzte mich erschöpft, desillusioniert und weinend drauf.
Ein Schrei von nebenan! „There is an animal in my room!“ Na Tiger kanns nicht sein, also was war los? Ich sauste ums Eck zur zitternden Kollegin und ging todesmutig in ihr Zimmer. Da saß „das animal“. Ca. 8 cm groß, braun glänzend und bewegte sich, als es mich bemerkte: Klack, klack, auf dem Fliesenboden. Kakerlaken kannte ich zur Genüge aus Mexiko, aber diese Artgenossen waren die Riesenausgabe davon. Außerdem als „Cucaracha“ betituliert und auch noch mit einem eigenen Lied versehen, verloren sie etwas von ihrem Ekel . Töten oder verscheuchen? Bitte töten, wurde mir unmissverständlich mitgeteilt.
Wie gut, dass ich mit Birkenstocks aus Holz unterwegs war. Gummi Flip Flops gab es noch nicht damals. Koffer auf, Holzschuh raus…knack, quetsch…pfui Teufel! Tötung erledigt, die Beseitigung der Reste überließ ich ihr.
Das Bett war ein Albtraum, der „Miefquirl“ an der Decke sinnlos und laut, das Wasser braun und nicht mal zum Duschen gut genug. Der absolute Super Gau! Der Koch setzte mit dem Mittagessen noch einen drauf! Außentemperatur 40 Grad und es gab Schweinebraten mit Knödel und Blaukraut. Bäh,bäh!
Wir fuhren zum Basar und hatten dort wirklich ein bisschen Orientfeeling. Alle tollen Gewürze, die Gerüche, die Handwerkskunst, endlich! Die glutäugigen Pakistani waren echt frech und zack – hatte ich schon wieder eine kräftige Männerhand auf meinem Po. Na wartet! Ich kaufte mir zwei schwere eiserne Bügeleisen, wie sie hierzulande benutzt wurden und bevor die verdutzten Typen auch nur auf die Idee kamen zuzulangen, hatten sie schon einen schmerzhaften Stoß mit dem Bügeleisen bekommen. Haha, nicht mit mir!
Wir verbrachten die verbleibenden Tage so angenehm wie möglich und freuten uns auf den Abflug nach Bangkok. Was für eine angenehme Überraschung. Ein sauberes Bett, ein Pool, gutes Essen, das Paradies! Die Thais ein sehr freundliches Volk, ich fühlte mich bei meinen vielen Aufenthalten hier immer ausgesprochen wohl. Meine Garderobe mutierte zu Kleidern und Hosenanzügen aus Seide. Die Schneider zauberten in einem Tag maßgeschneiderte, tolle Kreationen, die für Aufsehen in Deutschland sorgten.
Was mit Beginn des Jumbo Jets, der Männerwelt und den „Thai Massagen“ passierte, ist ein anderes Kapitel
© Micaela Hemesath 2019-12-09