von Sarah Pankow
Ich liebte es, mit meiner Familie zu zelten. Als mein Bruder und ich noch klein waren, fuhren wir oft mit unseren Eltern durch Schweden und schlugen irgendwo unser Zelt auf. Später, als unsere Schwester geboren wurde, verbrachten wir die Ferien meist auf einem der vielen Camping-Plätze in Italien, unter anderem auf „La Quercia“.
Dieses Jahr, sagte meine Mutter als ich 16 war, würden wir nicht fahren. Ich wollte aber unbedingt. Also überlegte ich hin und her, wie ich die Reise selbst auf die Beine stellen könnte. Doch mein Geld reichte leider nicht. Ich kam auf die Idee, dass ich doch auf dem Camping-Platz arbeiten könnte. Schließlich gab es dort ein Restaurant und ein Animationsteam. Für den Flug reichte mein Gespartes gerade noch aus. Ich kaufte mir ein Ticket und zwei Tage später ging die Reise los. Mit meinem Backpack auf dem Rücken kam ich am Flughafen in Verona an. Leider hatte der Flug Verspätung und es war schon dunkel. Doch ich hatte Glück und erwischte einen Bus, der in Richung Lazise fuhr. Der Weg zum Campingplatz war weiter als ich dachte, aber ich wollte das wenige Geld, das mir übrig blieb, nicht für ein Taxi ausgeben. Ich lief mit 10 kg auf dem Rücken 10 km durch die Dunkelheit und schaffte es gerade noch rechtzeitig La Quercia zu erreichen. Ich fühlte mich willkommen von der wunderschönen großen Eiche am Eingang, die dem Platz seinen Namen verlieh. Um Mitternacht traf ich im Restaurant noch den Chef und einen Kellner an, die gerade die Tür hinter sich schlossen. Ich erzählte ihnen von meinem Plan, bei ihnen arbeiten zu wollen, um so kostenfrei auf dem Campingplatz bleiben zu können. Der Kellner bot mir an, erst einmal in dem freien Bett in seinem Wohnwagen zu schlafen und morgen weiter zu reden. Dankbar nahm ich an.
Bei Cappuccino und Croissants sagte mir der Chef am nächsten Morgen, dass er mir eine Teilzeitstelle anbieten könne. Ich bekam zwar kaum Geld, dafür konnte ich umsonst auf dem Campingplatz bleiben und außerdem dreimal täglich kostenfrei im Restaurant essen. Ich zog um in einen Wohnwagen mit zwei anderen Mädchen. Eine war Animateurin, die andere Kellnerin. Die Arbeit machte Spaß und ich hatte viel Freizeit, in der ich mich an den Gardasee legte und Bücher las. Am Wochenende liehen mir meine Mitbewohnerinnen ihr Make-up aus und ich schminkte mich zum ersten Mal im Leben. Dann nahmen sie mich mit in die Disco. Es war wahnsinnig aufregend.
Heute denke ich zurück und wundere mich über meine Leichtsinnigkeit. Aber auch über meinen Mut. Er hat mir viele Abenteuer beschert.
Foto: Ben Elhadj Djelloul Mohamed auf unsplash
© Sarah Pankow 2021-03-23