Lachen am See

Sonja Runtsch-Dworzak

von Sonja Runtsch-Dworzak

Story

Gerade las ich es in der Zeitung: heute ist der Tag des Lächelns! Was es nicht alles gibt. Im Mittelalter wurde- liest man den Namen der Rose – davon abgehalten zu lächeln oder zu lachen, weil es das Antlitz Gottes zu einer affenmäßigen Grimasse zerstört. Damals konnte man Menschen mit solchen dummen Aussagen in Schach halten. Aber heute?

In diesem Jahr war der Sommer in jeder Hinsicht eine Ausnahme. Jedoch ermöglichte er, wochenlang im See schwimmen zu gehen. Hier bei uns gibt es eine Seenlandschaft, die zum Baden einlädt. Egal, wohin man fährt, ob Obertrumer Seen, Mattsee, Mondsee oder Wolfgang See, überall kann man die Seele baumeln lassen. Auch heute noch, am 6.Oktober. Ich fuhr mit einer herzlich lieben, lustigen Bekannten gemeinsam zum Mattsee, nicht zum Strandbad, sondern zu einem Badeplatz, der schon in Oberösterreich liegt. Nach etwa vierzig Minuten kamen wir an. Das Strandbad gehört zu Lochen, genauer gesagt zu Gebertsham. Es liegt abseits des sommerlichen Trubels, bietet sanitäre Einrichtungen, einen Kiosk und schöne Liegewiesen den Badehungrigen an. Vor uns erstreckte sich der türkis-blau gefärbte See. Wir packten unsere Liegen aus und ließen das Panorama samt Wasser auf uns wirken. Leises Zirpen, sanftes Geplätscher und eine spiegelglatte Wasseroberfläche lullten uns ein. Der See bot eine atemberaubende Kulisse, hin und wieder schwebten Gesprächsfetzen über das Wasser zu uns herüber. Schließlich wollte ich doch ein Foto schießen und an meinen Mann, dem Schwimmen eher Langeweile bereitet, schicken. Ich raffte mich von der Liege auf, kramte mein Handy aus der Tasche und scrollte mit den Augen, welches wohl das schönste Motiv wäre. Wie soll man sich entscheiden, wenn die Schöpfung in seiner Herrlichkeit einem vor den Füßen liegt? Klick, klick klick…..im Hochformat, Querformat und als Panoramabild mit und ohne Effekte.

„Schwimmen?“- Unsere Blicke trafen sich. „Gleich, einen Moment noch, ich will meinem Mann vorher noch die Bilder schicken, damit er sieht, was ihm hier entgeht.“ – Gemeinsames Nicken war die Bestätigung. Ich klappte mein Handy erneut auf, ging auf Galerie und wählte mehrere Bilder aus, die ich ihm mit folgenden Worten schickte: „Lochen am See! Liebe Grüße!“ Danach klickte ich den Pfeil an, um das Bild zu senden. Es war brütend heiß und Plantschen im erfrischenden Nass war angesagt. Nach etwa einer halben Stunde strampelten wir wieder Richtung Ufer. Aus der Ferne waren die Mittagsglocken zu hören, als wir uns zurück an den Steg robbten. Nachdem wir uns abtrocknet hatten, war ich auf der Suche nach meinem Handy. Ich war neugierig, ob mein Mann WhatsApp geöffnet hatte. Hatte er! Mit einem tränenlachendem Emoji reagierte er: „LACHEN am SEE!“ Die Autokorrektur hatte aus der Gemeinde LOCHEN das Wort LACHEN umgeformt. Denn was soll Lochen schon heißen???? Seitdem ist es ein Running Gag: wir fahren morgen nach Lachen am See. Irgendwie stimmt es ja, denn meine Bekannte und ich lachen beide sehr gerne. Diese kostbare Erinnerung an unseren Badetag schuf zwischen mir und ihr eine Verbindung, die wir seither, wenn wir uns begegnen, durch Umarmung und strahlendes Lächeln in den Augen zum Ausdruck bringen.


© Sonja Runtsch-Dworzak 2023-10-06

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Inspirierend, Unbeschwert, Entspannend, Inspiring
Hashtags