Lady Gaga

Die Monsterkralle ist eine Hommage an das Nachtleben, an kreative Kraft, Veränderung, Authentizität und Respekt. Keine andere kann die unterschiedlichsten Genres zu glanzvoll vereinen und feiern. Ihr Schaffen ist wie eine nicht enden wollende Hochzeit mit allen und allem und ich bin sofort der Erste, der sie heiraten würde – zumindest künstlerisch. Als sie die Nacht heiraten wollte, stellte sie sich vor, wie Bruce Springsteen mit Whitney Houston ein Baby bekommen würden. Auch nach Whitney war ich verrückt und ich performte ihr I Have Nothing in Berlin als sie starb. Aber das ist nichts gegen meine Sucht nach Lady Gaga. In der Disco Ära aufgewachsen, werde ich elektrisiert, wenn jemand singt, sie ist die Warrier Queen, die leidenschaftlich „die Nacht leben will.“ I am a Winner, a Sinner, a Loser. Ja, so herrlich waren wir! Wie viele Disconächte haben wir in den wilden Achtzigern aufopfernd durchgetanzt! Daher ist es mir immer so eine wahre Freude, in Lady Gaga hineinzuschlüpfen und sie hingebungsvoll zu performen. Sie hat eine theatrale Persönlichkeit, ist vielseitig und es ist mir ein Leichtes, sie in ihrer vollen Verrücktheit und Empathie darzustellen. Übertreffen kann ich sie nicht, aber dafür umso mehr lieben. Ich hatte sie ja schon bei zwei Konzerten in der Stadthalle erlebt und war einfach hingerissen von ihrer Energie und Message: Egal, was du bist, du bist am richtigen Weg! Baby! Are You Listening? Es geht darum, sich selbst zu schätzen, nicht aufzugeben und wieder aufzustehen. Kämpfe um deine Rechte und Träume, auch wenn du abgelehnt wirst. Es geht um die Geburt einer neuen Ethnie, die keine Vorurteile mehr kennt.

Als Lady Gaga gerade ihr legendäres Album „Born This Way“ herausbrachte und ich sofort mit ihrem unbekannten Song daraus Marry the Night auf die Bühne sprang und los trällerte, riss ich das junge Publikum förmlich von den Sitzen. Ich hatte vorher noch versucht, das verrückteste Outfit zu finden, das es im Dragroom gab, eine Mischung aus grellgelbem Eisbärenfell, vorne mit abstehendem Schwanz und grünen Schmetterlingsflügel am Kopf samt gelber Perücke. Niemand konnte es fassen, was sie da vor sich sahen. War das die echte Gaga oder doch die bizarre Version des Originals? Beim ersten Rausch der Kirchenglocken erbebte der Schuppen und nichts hielt sie mehr auf den Sitzen – wildes Tanzen überall. Das tat ich übrigens auch und die Dekoration flog nur so herum, da ich an allen Ecken und unter den Zuschauern gleichzeitig war. Ich wollte in dieser Nacht alle heiraten und das Publikum flippte mit mir überschallmäßig ab. Noch Jahre später wurde ich begeistert von meinen kleinen Monstern über diese Nacht angesprochen. Anderswo performte ich Aura, Enigma, Perfect Illusion als Anti Trump Demo, und Heal Me, das zu meinen Lieblingssongs überhaupt zählt, da er auch mich immer wieder heilt. Ich tanzte Heal Me während der Pandemie und am Lagerfeuer in Guatemala nahe einem Maya Dorf am Fuße von Vulkanbergen. Es war magisch. Seit ich sie auch als Revuegirl “Mon truc en plumes” bei Olympia in Paris performen sah, wusste ich, sie kann alles – so wie ich. Sie bringt die Leute mit diesem Federntrick zum Tanzen und zum Träumen. Aber es ist heilig, es streichelt dich, mit Erregung, so zärtlich. Nicht anfassen! Sie hat keine Beschränkungen. Sie sagt, es gibt und gab niemanden wie mich. Das sollte jede Frau in sich fühlen.