Lageverschärfung

Clarissa_Smiles

von Clarissa_Smiles

Story

Peter schlug ich vor, meinen Eltern eine Mappe mit allen Dokumenten zu zeigen, aus denen seine beruflichen Leistungen hervorgehen. Gerne war er dazu bereit, ihnen abermals seine Laufbahn zu schildern, samt dem unverschuldeten Absturz von leitender Position in Arbeitslosigkeit.

Wir würden meine Eltern laufend über unsere Aktivitäten informieren, damit sie Vertrauen zu Peter gewinnen und aufhören, an mir zu zweifeln.

Auch unsere Kontakte würden wir erwähnen. Wir würden sie mit lieben Menschen bekannt machen. Ihr Kontaktkreis würde sich erweitern. Ein zusätzlicher Gewinn für sie! Was für ein wunderbares Familienleben könnte doch entstehen!

Unsere junge Beziehung wurde durch das unwirsche Auftreten meiner Mutter erstmals erschüttert. Betroffen stimmte mich aber auch Peters Klage, dass er vom Regen in die Traufe käme. Als wäre sein Leben nicht schon schwer genug, habe er nun quasi Schwiegerleute, die ihn bekämpften. Mir lag nichts ferner, als Peters und der Kinder Leben noch zu erschweren. Ich fühlte mich schrecklich. Während wir uns berieten, rannen mir die Tränen herunter.

Nein, ich wollte mir meinen Lebensplan nicht vermiesen lassen! Auf frühere Beeinflussungen hatte ich leider zu viel Rücksicht genommen. Die Drohungen meiner Eltern verunsicherten mich aber erneut. Vor meinen Eltern hatte ich keine Angst. Sehr wohl aber davor, dass mich ihr Verhalten schwächen könnte. Die Saat war jedoch schon gelegt. Von da an war meine Euphorie verflogen. Etwas zerbrach in mir.

Peter hatte mich strahlend und optimistisch kennengelernt. Ich war sein Lichtblick nach der Familientragödie im Vorjahr. Nun erlebte er mich enttäuscht und kummervoll. Das irritierte ihn. “Hör doch auf mit deinem Gejammer!” rief er und forderte mich auf, meine Feigheit zu überwinden. Erst recht solle ich zu meinen Eltern gehen und selbstsicher agieren. Er sei noch mit allen Menschen klargekommen, und ich könne es nun von ihm lernen.

Ich gebe zu, ich war fassungslos, wie meine Eltern so sein können. Da werde ich endlich sesshaft, nach einer gescheiterten Ehe und vielen Übersiedlungen. Alles war dabei, ins Lot kommen.

Wenn meine Eltern schon mit mir unzufrieden waren, konnte ich nicht auch noch einen Mann brauchen, der mit mir ebenfalls unzufrieden ist. Ich hatte das Gefühl, mir würde der Boden unter den Füßen weggezogen, und wollte weit weg, nichts mehr von alledem sehen und hören. Das erste Schrecknis, das diese Beziehung erschütterte, weitete sich also noch weiter aus.

Zu meiner Enttäuschung, dass Peter den Druck auf mich erhöhte, obwohl ich schon reichlich Druck ausgesetzt war, mischte sich auch Wut. Da stellte ich gerade mein Leben komplett um, mit schwerwiegenden Konsequenzen. Nun sollte ich mich auch noch gegen meine Eltern stark machen!

Fröhlich sollte ich dabei auch sein, für den Partner attraktiv bleiben, als starke Ersatzmutter funktionieren und beruflich charismatisch auftreten. Ich fühlte mich verloren und wie gelähmt.

© Clarissa_Smiles 2020-12-29

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