Letztes Jahr ging die Reise über Dänemark, Schweden, Finnland bis hoch nach Lappland – einer meiner Träume, der nach 55 Jahren wieder in Erfüllung ging. Es war eine Reise in die Vergangenheit, was die Menschen, die Städte, die Dörfer und einfach die Landschaft betrifft. Finnland, einst das Eldorado der 1960er Generation, hat mich nie ganz losgelassen. Ganz zu schweigen von persönlichen Erlebnissen und Verbindungen. Aber bis auf Karelien, das bis heute nichts von seiner Mystik verloren hat, sind die nordeuropäischen Länder hell und freundlich, zwar vielerorts einsam, manchmal fast verlassen, aber der Hauch des Abenteuerlichen, des von der Hektik des Alltags Losgelösten liegt über ihnen und prägt die Menschen. Ab Dänemark wirkt alles entschleunigt, und das setzt sich bis hoch in den Norden fort. Wie wird das in diesem Jahr sein? Nicht der Norden ist das Ziel, sondern der Osten … So weit nach Osten wie möglich, wobei ich es sehr bedaure, nicht bis St. Petersburg und darüber hinaus reisen zu können (könnte man vielleicht, aber wer will das in dieser Zeit schon?).
Diesmal also Richtung Osten. Über Berlin nach Koszalin, Köslin, eine Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und nach Stettin die zweitgrößte Stadt der Woiwodschaft. Dann nach Danzig – Gdańsk – die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Pommern. Die ehemalige Hansestadt ist mit über 468.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt des Landes. In den 1980er Jahren war Danzig das Zentrum der antikommunistischen Oppositionsbewegung.
Weiter über Olsztyn – Allenstein – die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren nach Mikołajki – Nikolaiken – eine Stadt im Powiat Mrągowski der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Hier in Masuren, wo landschaftlich vieles an Finnland erinnert, gibt es den Oberlandkanal, auf dem die Schiffe bergauf fahren, die Wolfsschanze und überhaupt war Nikolaiken schon vor dem Krieg eine touristische Perle. Dann geht es über Lötzen nach Litauen, nach Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, und nach Vilnius.
Nun geht es nach Norden – nach Klaipeda – Memel – eine Großstadt mit reicher Geschichte (von der Zeit des Deutschen Ritterordens über das Deutsche Reich, das Memelland, Litauen und die Sowjetunion und Thomas Mann!) auf der Kurischen Nehrung. Weiter Richtung Nordosten nach Lettland und Riga – Rīga – die größte Stadt des Baltikums. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten, ihre weitläufige Anlage und die gut erhaltene Innenstadt. Weiter geht es nach Estland, nach Tallinn – früher Reval – der Hauptstadt und dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Estlands am Finnischen Meerbusen. Dann mit der Fähre nach Helsinki und von dort ebenfalls mit der Fähre zurück nach Lübeck. Gilt das alte Ostpreußenlied noch? Mal sehen!
„Land der dunklen Wälder – und kristall’nen Seen – über weite Felder – lichte Wunder geh’n. // (2) Starke Bauern schreiten – hinter Pferd und Pflug, – über Ackerbreiten – streicht der Vogelzug. // (3) Und die Meere rauschen – den Choral der Zeit – Elche steh’n und lauschen – in die Ewigkeit. // (4) Tag ist aufgegangen – über Haff und Moor – Licht hat angefangen – steigt im Ost empor“
© Heinz-Dieter Brandt 2023-07-15