von Weudl
Manchmal schmerzt es. Manchmal schmerzt es einfach. Manchmal schmerzt es einfach viel. Manchmal schmerzt es einfach viel zu viel.
Es ist Viertel vor irgendwas und das Handy bimmelt. Ich schaue absichtlich nicht auf das Display. Will die unschönen Wahrheiten nicht erfahren. Das Bimmeln nimmt ein Ende nur um dann wieder anfangen zu können. Es ist lästig. So lästig wie eine Wespe beim spätsommerlichen Abendessen auf der Terrasse. Mit jedem neuen Versuch wird es nur noch eindringlicher. Die Dringlichkeit raubt mir schließlich den Verstand und lässt mich schlussendlich doch noch abheben. Am anderen Ende der Leitung zittert ihre Stimme. Sie ist schwach, kaum hörbar.
<Es geht zu Ende.>
Monoton schluchzt sie in die lange Leitung und ich halte ein wenig betrübt das Handy von meinem Ohr weg. Noch mehr schlechte Nachrichten will ich einfach nicht mehr hören heute. <Für heute reicht es!>
Ich schlendere in meinem altrosa Bademantel mit dem Handy in der Hand durch meine schäbige Altbauwohnung und steuere meinen Astralkörper in Richtung Kaffeemaschine. Die Beerdigung meiner Gedanken in den dunklen Tiefen des schwarzen Kaffeepucks. Während die Stimme weiter jammert, lasse ich das heiße Wasser durch die zermahlenen Bohnen fließen. Das Endprodukt samt lässiger Crema gefällt mir. Ich lächle.
<So einfach kann die Welt sein.>
Ein Schuss Whiskey rundet das Frühstück ab und nach dem ersten Schluck schärfen sich endgültig meine Sinne. Nun bin ich bereit für die Message. Gestern beendete die Realität das Leben meines Onkels. Er war ein Tausendsassa. Ein tiefgründiger Kerl, der mich als Kind gerne zum Lachen gebracht hatte und gleichzeitig wurde niemand schlau aus ihm. Mal gewann er im Lotto, mal hatte er eine tolle Frau an seiner Seite und im nächsten Augenblick saß er vor einem Trümmerhaufen, den er sein verfluchtes Leben nannte. Nun ist er weg, ausgelöscht, kann mich nicht mehr zum Lachen bringen, muss sich nicht mehr über sein Dasein ärgern. Was mir bleibt, sind die Erinnerungen aus meiner Kindheit und die behalte und behüte ich.
Manchmal überwiegt der Schmerz und der Kummer, doch biege ich in die richtige Richtung ab, dann treffe ich auf die Freude und sie schenkt mir Hoffnung und Zuversicht.
Es schmerzt daran zu denken. Es schmerzt an dich zu denken. Es schmerzt, weil du nun fehlst. Und dennoch denke ich an dich. Mal weniger, mal mehr. Es hört nie auf, egal wie lange du nun fehlst.
© Weudl 2024-08-26