Latifundien und seine Küche

Andreas Tatowsky

von Andreas Tatowsky

Story

Eigentlich war es bei den Römern nicht üblich eigene Küchen zu besitzen, da sich das gemeine Volk solchen Luxus gar nicht leisten konnte. Damals wurde in den Tavernen, Großküchen und sogar in fahrenden Küchen das Essen zubereitet. Die Kochstellen waren allgemein schon wegen der Brandgefahr verboten worden. Nur wohlhabende konnten sich eine eigene Küche und passendes Geschirr leisten, zumal die Anzahl der Köche auch viel größer war als heute üblich war. Sie wurden jedoch nur abseits der Wohnanlagen geduldet, da die enorme Rauchentwicklung der Herdstellen, für die Gutsbesitzer als sehr störend empfunden wurde. Die Küchen waren rußige staubige mit getretenem Lehmboden ausgestattete Löcher, in dem minimalistische und gut funktionelle, aber niemals aufwendige Werkzeuge Verwendung fanden, fernab der heutigen Kochkultur.

Das alles beim Recherchieren zu lesen, als leidenschaftlicher Küchenbulle, trieb mir die Tränen in die Augen. In Aguntum, in Kärnten, dem Römermuseum, wollte ich es noch nicht recht glauben, denn dort war sicherlich eine Küche der vornehmeren Gesellschaft, einer Villa auf den Latifundien gemeint, die zwar spartanisch, aber sehr sauber und geordnet eingerichtet war, und mit keramischen und metallischen Töpfen neben gutem Werkzeug somit einen äußerst manierlichen Eindruck bei mir hinterließ. Ganz anders die Reliefdarstellungen, die in Stein gemeißelt die niederen Dienste der Küchenbullen Roms darstellen, auf denen sie kniend und ein Feuer anblasend, auf dem ein Kessel steht, aus dem ein Schwein hängt dargestellt sind.

Was die Latifundien für mich sind, habe ich euch bereits erklärt. Eines aber sei versichert, meine Küche wird die eines zeitgemäßen Latifundien sein, mit allen erdenklichen Schikanen. Ein Holzkochherd zwar, so denke ich muss da schon sein, dem Schweinebraten zuliebe, auch eine Ceranfeld wird die Küchenarbeit erleichtern, und ein Spülbecken, ganz so altertümlich muss man es nicht halten. Auch passendes Werkzeug wird seinen Platz finden müssen, für den Küchenbullen, auf dass er seine Herrin beglücken kann mit lukullischen Genüssen. Sklaven werden jedoch gänzlich fehlen, die sich wie es seinerzeit üblich war, um die Befeuerung kümmern, oder diverse andere nieder Dienste verrichten. Das werde ich schon selbst erledigen müssen, als Chef in meiner Küche auf den Latifundien.

© Andreas Tatowsky 2022-12-04

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