von Christian Gosch
Das Sport-Event des Jahres steht kurz bevor. Zumindest das sportliche Event des Jahres für den kleinen Bären: ein Halbmarathon durch den ganzen (oder eher halben) Wald. Jedes Jahr aufs Neue bereitet sich der Bär darauf vor und dieses Jahr hat er Unterstützung dabei: den kleinen Fuchs. Dieser bringt ihn zum Start und will anschließend im Ziel auf ihn warten.
„Du bekommst eine gaaanz große Umarmung, wenn du es ins Ziel schaffst. Ich glaube an dich“, ermutigt der Fuchs den Bären.
Der Bär bindet sich nochmal seine Laufschuhe und schaut nervös zu den anderen Wartenden. Sie alle stellen sich in einer großen Schlange nebeneinander und hintereinander auf, sortiert und gruppiert nach der Zeit, die sie für die Strecken benötigen wollen. Die ganz schnellen stehen vorne, diejenigen, die es etwas langsamer angehen lassen, etwas weiter hinten. Der Bär schaut wieder zum Fuchs, welcher ihn anlächelt und sagt: „Das wird schon. Du hast gut und oft und lange trainiert. Du packst das.“
„Danke, Fuchs. Ich freue mich aufs Ziel.“
Die beiden umarmen sich noch einmal und der Bär stellt sich in etwa in die Mitte der wartenden Masse aus Tieren. Eine solch große Ansammlung sieht man nicht oft. Am Rand stehen viele Tiere, die zuschauen und alle anfeuern. Da ertönt auch schon der Startschuss und die erste Gruppe läuft los, während die nächsten Gruppen nachrücken in Richtung Startlinie. Der Fuchs wandert die Schlange entlang, um dem Bären wortwörtlich beizustehen und ihm zu winken.
Allmählich kommt der Bär in den Fokus, seine Augen sind auf die Startlinie gerichtet und seine Beine werden warm, er spürt den Wind durch sein Fell strömen und bereitet sich auf den Start vor.
Drei… Zwei… Eins… Und los!
Der Startschuss ertönt für seine Gruppe und er läuft am Bahnhof Dreiastzweig los.
„Lauf, Bär, lauf!“, ruft der Fuchs nochmal.
Dann geht es los, über die erste Brücke, die über den großen Fluss führt, bis in die einzelnen kleinen Waldorte. Überall am Rand stehen begeisterte Zuschauer und motivieren die Laufenden, geben Ihnen dadurch nochmal Schwung und so verfliegt ein Kilometer nach dem anderen.
Elf, Zwölf, Dreizehn Kilometer später freut sich der Bär, dass er es bald geschafft hat. Er läuft weiter.
„Kilometer 21, nur noch ein Stück, nur noch dort um die Kurve!“, geht es ihm durch den Kopf.
Als er um die Kurve biegt, sieht er den Fuchs strahlen und winken. Er sprintet auf ihn zu und holt sich eine erste Umarmung ab. Seine Beine sind wie Wackelpudding, aber einen letzten Sprint ins Ziel schafft er noch.
„Ich wusste, du schaffst es! Glückwunsch, kleiner Bär!“, freut sich der noch kleinere Fuchs im Ziel mit ihm und reicht ihm einen riesigen Krug mit Wasser und dazu etwas Honig, „Hier, genieß es! Das hast du richtig gut gemacht!“
© Christian Gosch 2024-05-29