von Echo_ und_Zeilen
Auf Seite 22 stand einmal: dem Herzen folgen.
Aber was heiĂźt das eigentlich?
Ich liege wach in meiner Erinnerung,
bezwinge die Nacht mit einer durchlöcherten Rüstung,
die ich kaum noch tragen kann.
Ich frage mich,
ob Mut nur ein anderes Wort für Sehnsucht ist –
und ob das Herz wirklich weiĂź, wohin es geht,
oder einfach nur hofft,
nicht verloren zu gehen.
Der Gedankenwirbel
lässt den Staub der alten Fenster
wie glitzernden Schneeregen zu Boden sinken,
und im frĂĽhen Licht
schimmern Träume wie Eiskristalle
auf zerbrochenem Glas.
Ich mag es,
wie du gehst, wie du dich bewegst,
wie du furchtlos ĂĽber mich wachst,
in einer anderen Welt,
in der ich dich nicht sehen kann.
Ich bezwinge die Nacht
mit einer durchlöcherten Rüstung.
Ich bezwinge die Nacht – ohne dich.
Und wenn ich hinausgehe,
fallen die Blätter der dunkelroten Rosen ab.
Sie verwehen im Wind
wie Erinnerungen aus Staub.
Du kannst mich greifbar machen,
ertastest mich im Dunkeln,
weiĂźt, dass ich es bin.
Du kennst mich so gut –
ich bin in deinem Kopf,
so laut, kannst mich niemals loslassen.
Ich schreie in deinen Gedanken,
eingesperrt wie ein Löwe
neben Pinguinen,
Fehl am Platz,
zerrissen.
Ich schreibe Lieder ĂĽber dich,
male Bilder von gescheiterten Träumen,
zerkratzte den Himmel
mit Herzlinien aus RuĂź.
Ich sammle die Schatten deiner Worte
aus den Ecken meines Zimmers
und flĂĽstere sie mir ins Ohr.
Und neben dem Haus
fallen wieder die Rosenblätter,
verwehen leise –
genau wie wir.
© Echo_ und_Zeilen 2025-06-11