von Eva Filice
Wenn wir aus dem winterlich grauen Wien an die sonnige französische Riviera reisen, genießen wir das milde Klima und die sorgenfreien Tage. Einen besonderen Genuss, im wahrsten Sinne des Wortes, erleben wir auch wegen der kulinarischen Köstlichkeiten. Schon das Einkaufen auf dem provenzalischen Markt regt die Sinne an. Die Vielfalt an Gemüse, Obst, Käse, Fisch und Fleisch begeistert mich jedes Mal. Die Farben und die Düfte verlocken auch zum Einkaufen von unbekannten Spezialitäten. Jedes Mal verkosten wir unterschiedliche französischen Weine, aber auch das Quellwasser aus den vielen Brunnen in Vence schätzen wir sehr. Unseren Reiseerzählungen folgt oft die Bemerkung: „Ihr lebt wie Gott in Frankreich!“
Wie lebt eigentlich Gott in Frankreich? Woher kommt die Redewendung? Das sorglose Leben im Überfluss, in Saus und Braus wird der Redewendung zugeordnet. Leben wir so?
Ich fand heraus, dass diese Behauptung auf das Leben der wohlhabenden Geistlichen im 18. Jh. zurückzuführen sei. Schon im Mittelalter erfreuten sich die Bischöfe im Gegensatz zur einfachen Bevölkerung vieler Privilegien. Sie genossen ein hohes Ansehen, fühlten sich als Stellvertreter Gottes auf Erden und versprachen den Untertanen nach deren Ableben das Paradies. Wasser predigen und Wein trinken, kommt mir da in den Sinn.
Es stimmt, dass es uns gut geht, dass wir genießen. Doch wir leben auch im Urlaub bewusst, nicht von Übermut und Unmäßigkeit geprägt. Mein Mann kocht hervorragend, er ist sehr kreativ bei der Zubereitung der Speisen. Es macht uns Freude Neues kennenzulernen und zu probieren. Die große Auswahl an marinierten Oliven und Olivenpaté verführt zum Kauf, um nach einer Wanderung bei einem Picknick die Köstlichkeiten mit Baguette und Käse zu genießen.
Wir mögen Fischgerichte und so machten wir Erfahrungen mit Rochenflügel (ailes de raie), die Antonio in der Pfanne kurz in Öl brät und mit einer Emulsion aus Olivenöl, Senf, Zitrone und Gewürzen mariniert. Köstlich! Crevetten in unterschiedlichen Größen lieben wir besonders, Muscheln in Weißweinsoße und weitere Meeresfrüchte (fruit de mer) gehören zu meinen Lieblingsgerichten. Schwertfisch (espadon) und Thunfisch (thon) stehen auch auf unserem Speiseplan. Gelegentlich gibt es auch Lammkotelett und natürlich viel Gemüse als Beilage oder als Hauptgericht.
Die große Auswahl an Käse bereitet schon beim Einkaufen Freude, die sich steigert, wenn der Käsegenuss von gutem Wein begleitet wird. Manchmal kann ich den verlockenden Angeboten der Pâtisserie nicht widerstehen, wenn Eclairs, Profiterol, Chouquettes, Tarte Tropézienne und Tarte fromage mich aus der Vitrine anlachen.
Unser Urlaubstag beginnt mit ausgiebigem Frühstück, das wir meistens am Balkon im Freien mit Blick auf das Meer genießen. Je nach Tagesplan lassen wir uns Zeit, um uns von der Vormittagssonne küssen zu lassen. Ausflüge ins Hinterland verknüpfen wir gelegentlich mit einem Mittagsmenü in einem kleinen Ort. Beim Abendessen erleben wir die sich verfärbende Sonne, wenn sie hinter dem Cap d´Antibes verschwindet. Welch ein Genuss!
© Eva Filice 2024-01-20