„Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Jana, ich bin 50 Jahre alt … und gerade damit beschäftigt, den zweiten Teil meines Lebens zu gestalten.“
Das ist natürlich nicht wirklich MEIN Name, so nenne ich meine Protagonistin … und Jana steht für viele Menschen, weiblich wie männlich, die sich in dieser Phase des Lebens befinden. Aha, da ist es schon niedergeschrieben: DIESE Phase des Lebens. Aber lassen wir doch Jana zu Wort kommen und darüber erzählen, was damit gemeint ist.
Also wie gesagt, ich bin Jana und hatte vor wenigen Tagen meinen 50zigsten Geburtstag. Und glaubt mir, ich hätte mir kaum einen „besseren“ Termin dafür aussuchen können … die Welt steht gerade still, zumindest meine, durch einen Virus, der auf leisen Sohlen angereist kam und sich einquartiert hat in vielen Ländern, Orten, Häusern, Menschen. Und jetzt bin ich in Quarantäne … hmm, das kommt vielleicht auch vom gleichen Wortstamm?
Also ich bin nicht krank, es geht mir körperlich sehr gut … bei meiner Seele bin ich mir da nicht mehr so sicher die letzten Tage. Wie gesagt, mein Leben steht still, so als ob jemand mein Karusell angehalten hätte. Freilich, ich bin im Kreis gefahren, aber das war in Ordnung. So hatte ich doch die Möglichkeit, vom Pferd auf ein Auto zu wechseln, oder zum Hubschrauber. Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen, das Karusell anzuhalten, herunterzusteigen. Wozu auch, ich war in Bewegung, völlig ausreichend … oder nicht?
Jetzt steht es still, mein Karusell, ich vermisse die routierende Bewegung, immer gleich, aber vertraut. Und ich wage noch nicht, von der Plattform herunterzusteigen, sehe weder Perspektiven noch Alternativen.
Jetzt sitze ich in der Kutsche des Karusells, bewegungslos – und denke nach. Wobei, ich weiß nicht, ob ich es nachdenken nennen kann. Ich philosophiere – mit mir selbst, mit meinen Inneren Anteilen … und bin gespannt, aus wie vielen Teilaspekten ich eigentlich bestehe.
Besonders vorlaut ist gerade mein Innerer Saboteur, ich habe ihn „Pumuckl“ genannt. Eigentlich ein recht spassiger Geselle – aber er widersetzt sich strikt meiner Idee, das Karusell zu verlassen. Da kommen Sätze wie „lass dir Zeit, es wird sich bald wieder drehen“ oder „da unten ist es viiiel zu gefährlich“ oder „du bist doch viel zu alt, um Neues auszuprobieren“ usw.
Hmm … gerade der letzte Satz macht mir jetzt schon zu schaffen. Bin ich wirklich schon zu alt? Aber zu alt wozu? Um das Leben zu genießen, neue Wege zu beschreiten, mutig zu sein, aus der Reihe zu tanzen? Oh mein Gott, ich werde doch jetzt wohl keine „Midlife-Crises“ haben – oder bin ich dafür auch schon zu alt? Die hat man doch mit 40zig!
So, ich wünsche mir jetzt einen anderen Aspekt meiner regen Innenwelt, mein Innerer Saboteur scheint überfordert zu sein. Aber wen bitte ich jetzt zu mir? Wen aus meinem Inneren Team würde ich denn jetzt gerne auf eine gute Tasse Kaffee einladen? Meine Weise Frau z.B. – oder was meinst du, wer könnte ein guter Ratergeber sein? Fortsetzung folgt …
© Christa Kühleitner 2020-04-07