Viele Menschen suchen nach ihrem Sinn im Leben. Manchmal kann die Suche nach dem richtigen Weg zu Irrwegen und Umwegen führen.
Sehr viele Entscheidungen habe ich früher unbewusst getroffen, eher aus Angst heraus. Meine Handlungen waren gar nicht aus eigenem Antrieb heraus, sondern waren stattdessen an familiäre Muster gebunden. Es schien zwar einigermaßen sicher, aber nicht lebendig. In meinem Leben ist des Öfteren alles zusammengebrochen. Wahrscheinlich habe ich gewählt, mit dem Thema Verlust zurechtzukommen. Verlust hat sich in meinem Leben immer wieder wiederholt. Der erst große Verlust war der Tod meiner Mutter, als ich 24 war. Ich konnte damals weder trauern noch sonst ein Gefühl zulassen. Menschen sind auch später aus meinem Leben einfach verschwunden, bevor wirkliche Verbindung entstehen konnte. Diesen Schmerz des Verlustes, der meine Existenz tief erschüttert hat und ich kein Vertrauen in der Welt finden konnte, wollte geheilt werden. Erst viel, viel später, konnte ich diese Gefühle von Trauer, Schuld, Wut und Ohnmacht zulassen. Ja ich hatte eine große Wut auf meine Mutter, dass sie so früh gegangen ist und für sich selbst so wenig einstehen konnte. Das Leben fragt? Ist die Liebe zu dir selbst stark genug, wenn im außen alles wegbricht? Kannst du dich annehmen, mit all deinen Stärken und Schwächen? Ich war ein Meister des Verdrängens meiner Gefühle, schwach sein wollte ich auf gar keinen Fall, schwach sein, so wie meine Mutter wollte ich nicht. Nach außen hin hatte ich alles in Griff, doch wie es mir innerlich ging, zeigte ich kaum jemanden. Erst als ich meine Verletzungen zulassen konnte, wurde ich für andere Menschen berührbar. Ein Leben ohne Maske fühlt sich einfach besser an.
Oft erkannte ich, dass der falsche Weg sich im Nachhinein gesehen, doch als eine große Wachstumschance erwiesen hat. Manchmal war keine Leichtigkeit mehr da, manches raubte mir zu viel Kraft. Es durfte eine neue Richtung eingeschlagen werden. Alles was passiert, hat einen tieferen Sinn, meistens um seine innere Stärke zu finden. Schuldzuweisungen und Projektionen wurden weniger, als ich bereit war, die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Vorher habe ich oft die Verantwortung abgegeben, an meinem Vater, meinen Exmann und anderen Menschen. Es ist unglaublich, selbst nach einer Trennung bleibt die Verbindung noch aufrecht, weil der andere für schuldig erklärt wird. Erst als ich die Beschuldigten in Liebe loslassen konnte und auch meinen Anteil in der Geschichte erkannte, stellte sich innerer Friede ein. Das Leben bleibt spannend, es kann zum Abenteuer werden, wenn wir wagen unseren Herzen zu vertrauen und unsere Ängste, Zweifel und Unsicherheiten überwinden.
ALS ICH MICH SELBST ZU LIEBEN BEGANN,
HABE ICH VERSTANDEN, DASS ICH IMMER UND BEI JEDER GELEGENHEIT,
ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT BIN UND ALLES, WAS GESCHIEHT, RICHTIG IST.
VON DA AN KONNTE ICH RUHIG SEIN.
DAS NENNT MAN VERTRAUEN.
© Gertrude Weichselbaum 2022-07-26