Leeres Blatt

Daniela Courage

von Daniela Courage

Story


 


Manchmal sitze ich am Schreibtisch und mein Kopf ist leer. Kurz zuvor hatte ich noch das Bedürfnis meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, war voller Tatendrang. Doch dann; Leere, Stille im Kopf, keine Worte, die herauswollen, um mein weißes Blatt mit Farbe zu füllen. Was also tun?

Da mich niemand dazu zwingt, etwas zu schreiben, könnte ich meine Zeit mit etwas Sinnvollerem verbringen, oder? Was aber ist sinnvoller, als den Kopf zu leeren, das Herz zu öffnen und die Gedanken in Worten aufs Papier zu bringen?

Da mir auch dazu gerade nichts einfällt und ich meine wertvolle Zeit nicht mit Hausarbeit verbringen möchte, bleibe ich einfach sitzen bis … mein Kopf sich wieder mit Gedanken füllt, die Gedanken zu Worten werden und schließlich die ersten Sätze mein leeres Blatt füllen.

So wie gerade eben jetzt. Warum schreibe ich eigentlich? Würde es nicht genügen mit jemandem zu reden und so meinen Gedanken und Gefühlen Raum zu geben?

Einigen Menschen genügt das, andere wiederum führen Tagebuch. Und dann gibt es solche Menschen wie dich und mich, die sich mit dem Niederschreiben ihres Erlebten eine Erinnerung schaffen, die weit über das gesprochene Wort hinausgeht. Und dabei ist es nicht wichtig, ob das Geschriebene jemals von irgendwem gelesen wird. Es geht um Erinnern, um Aufarbeitung, um Selbstreflexion, um Loslassen, jedenfalls bei autobiografischem Schreiben.

Das Schreiben ist viel mehr, als nur das Füllen eines leeren Blattes mit Buchstaben. Mit jedem geschriebenen Wort verlässt ein Stück Gedanke deinen Kopf, der dich zuvor vielleicht traurig, wütend oder glücklich gemacht hat.


Wenn dann alle Gedanken aus deinem Kopf auf dem Papier stehen, darf dein Kopf sich wieder leeren und zur Ruhe kommen. Bis zum nächsten Mal.


© Daniela Courage 2025-05-04

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