Leichte Sprache im Salzburg Museum

Jürgen Heimlich

von Jürgen Heimlich

Story

Anfang 2016 wurde ich durch die Ausschreibung eines Verlags auf die leichte und einfache Sprache aufmerksam. Ich fand die Idee spannend, einen Roman in einfacher Sprache zu schreiben und hatte auch sofort eine Geschichte im Kopf, die hervorragend für die Umsetzung in dieses spezielle Genre geeignet ist. Es handelt sich um eine Geschichte mit einem wahren Kern. Eine Frau musste in jungen Jahren aus Ostpreußen fliehen, um der roten Armee nicht in die Fänge zu geraten. Sie erlebte zuvor eine Liebesgeschichte mit einem Soldaten aus Österreich und erwartete ein Kind von ihm. Die Herausforderung, diese dramatische Geschichte in einfacher Sprache zu schreiben, war enorm. Und erst nach der Veröffentlichung wurde mir klar, dass ich mich der leichten Sprache bedient hatte. Die leichte Sprache hat mehr Regeln und es gilt, Vieles zu beachten. Die einfache Sprache ist – buchstäblich – „einfacher“, weil sie auch komplexere Satzschöpfungen erlaubt. Die Zielgruppe für leichte und einfache Sprache sind Menschen mit Behinderung, Menschen, die Deutsch lernen wollen, Menschen, die sich aufgrund ihres Alters nicht mehr so leicht konzentrieren können, Menschen, die bislang nur wenig gelesen haben, aber nunmehr gerne lesen wollen.

Nur wenige Monate, nachdem ich meinen ersten Roman in leichter Sprache geschrieben hatte, war ich in Salzburg. 2016 gab es im Salzburg Museum eine Jubiläumsausstellung anlässlich 200 Jahre Salzburg bei Österreich. Diese Ausstellung wollte ich mir auf alle Fälle ansehen. Das Salzburg Museum begeisterte mich sofort. Die Mitarbeiter waren sehr freundlich und der angebotene Audio Guide sollte einige Überraschungen für mich bereit halten. Die Jubiläumsausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann“ zog mich rasch in ihren Bann. Und mir fiel schon bei der ersten Schautafel, die den Besucher über das Gezeigte informierte, etwas sehr positiv auf: Es gab eine Version des Textes in leichter Sprache! Und so entschied ich ad hoc, mir sämtliche Erklärungen ausschließlich in leichter Sprache durchzulesen. Das machte die Ausstellung zu einem einmaligen Erlebnis. Hatte ich 2015 noch gar nicht gewusst, dass es die leichte Sprache gab, war ich nun hocherfreut darüber, dass sie auch in ein Museum Einzug gefunden hatte. Es war jetzt nicht jede einzelne Information in leichter Sprache verfasst, das hätte – meiner Meinung nach – die Menschen, an die sie gerichtet waren, auch überfordert. Es entstand ein sehr schöner Gesamteindruck des Gesehenen. Die Geschichte Salzburgs, die ganzen Hintergründe und Erzählungen, die Artefakte und historischen Werkzeuge und noch Vieles mehr, alles sehr kompakt und ohne mich als Besucher zu verwirren präsentiert.

Die Förderung der leichten und einfachen Sprache ist mir heute ein besonderes Anliegen. Das Angebot der leichten und einfachen Sprache stellt eine Form der Barrierefreiheit dar. Kein Leser, kein Besucher einer Ausstellung wird ausgeschlossen. Danke, Salzburg!

© Jürgen Heimlich 2019-10-27

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