Lenin na remont

Story

Lenin ist „auf Reparatur“. Immer wieder mal wird er „auf Vordermann“ gebracht. Das dauert jeweils Monate. 1984 stand ich in der Schlage vor dem Lenin Mausoleum. Stundenlang. Es gehörte einfach dazu. Man musste rein, eine Runde um ihn drehen. Wehe, wenn nicht… Man durfte nicht aus der Reihe tanzen. Ich versuchte es einmal, weil mir auf der anderen Straßenseite etwas interessanter vorkam, und kam nicht einmal bis zur Straßenmitte. Ein Milizionär war gleich zur Stelle und reihte mich zurück.

2004 war ich auch in Russland. Da hieß es schon bei meinen Bekannten, in der Küche, bei eingeschaltetem Radio: Es ist schon vielen Russen peinlich. Eigentlich gehört das nicht mehr in unsere Zeit. Es ist ja schon kein Fuzelchen mehr vorhanden von ihm selbst. Der ist so oft renoviert worden…

Unfassbar: 2009, auch schon wieder a Zeitl her, durften die Jungen auf den Lenin-Bergen, die jetzt wieder Sperlingsberge heißen, ca. 90 Meter hoch sind und direkt neben der Lomonossow-Universität liegen, mitten in der Nacht mit ihren Motorrädern herumkurven und abhängen.

Gerade hab ich gegoogelt. Da scheint seit 2015 nichts mehr passiert zu sein. Immer wieder wird das auch in der Regierung angesprochen, sie traut sich dann aber doch nicht drüber und vertagt das Thema. Die Bilder des Mausoleums am Roten Platz mit den langen Menschlangen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt. Was da allerdings aktuell in Wikipedia zu lesen ist, ist schon so interessant, dass ich es euch nicht vorenthalten möchte.

„Das bei Touristen beliebte Lenin-Mausoleum in Moskau mit dem Leichnam des Revolutionsführers bleibt bis 16. April wegen Erhaltungsarbeiten geschlossen. Überprüft werden müssten in den kommenden zwei Monaten auch die Temperatur- und Lichtanlagen im Mausoleum, wie die Agentur Tass meldete.

Um den mumifizierten Körper des 1924 gestorbenen Kommunisten Wladimir Iljitsch Lenin kümmert sich das Russische Forschungsinstitut für medizinische- und aromahaltige Pflanzen. Erhalten wird der Körper mit einer von Wissenschaftlern entwickelten Einbalsamierungsmethode.

Die nicht unumstrittene Touristenattraktion am Roten Platz ist sonst von 10.00h bis 13.00h geöffnet – außer montags und freitags. Die russisch-orthodoxe Kirche fordert seit Jahren eine Beisetzung Lenins. Viele Russen stören sich zudem an den hohen Kosten der Erhaltung des Leichnams. Die Kommunisten sind gegen eine Schließung des Mausoleums. (dpa)“

Immer noch heißes Thema, obwohl Lenin schon lange erkaltet ist. Wenn man sich vorstellt, was da mit seinen Einzelteilen passiert, wenn er in Reparatur ist. Möchte man gar nicht. Aromahaltige Pflanzen. Bestimmt jede Menge nötig mittlerweile. Es kann ja gar nichts mehr von der einstigen Pracht, und hoffentlich auch nicht vom Aroma, vorhanden sein.

Aber was soll man mit so einem Mausoleum auch sonst machen? Ein Gruselkabinett ist es schon. Eine Großraumdisko? Indoor-Eislaufplatz? Zdorovo! (Cool! Eigentlich Xund! Na zdorovje!)

© 2020-03-16

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