Lerncoach in der Krise

Monika Bayerl

von Monika Bayerl

Story

Heute ist mir fast der Kragen geplatzt. Beim Telefonieren. Als ich hörte, wie viel Hausübung manche Kinder zu erledigen haben. Ganze Wochenpläne werden da verschickt. Sind ja keine Ferien, ist ja nur nach zuhause verlagerter Schulbetrieb. Aber jetzt mal ehrlich: Kann ich von achtjährigen Kindern erwarten, dass sie ab sofort täglich, selbständig, motiviert, zielstrebig und ganz allein eine Liste von über zwanzig Aufgaben bearbeiten? Wohl eher nicht. Viele Eltern sind mit Homeoffice Arbeit eingedeckt, Geschwister wollen beschäftigt sein, das Familienleben ist plötzlich neu, fremd, ungewohnt.

Ich bin selber Lehrerin, darum ist mir das wichtig, dass Übungen angemessen sind, dass Kinder daran nicht scheitern und keinen Lernfrust entwickeln. Das ist kontraproduktiv. Wie viele andere bin am Freitag vor dem Kopiergerät gestanden, habe Bücher, Hefte und Aufgaben verteilt. Alle geben ihr Bestes in dieser Ausnahmesituation. Aber man kann es auch übertreiben, finde ich.

Mein Neffe hat nach zwei Tagen schon das Handtuch geworfen. Verstehe ich ehrlich. Die Flut an Plänen, Arbeitsblättern und Hausübungen würde selbst mich erschlagen. Am liebsten wäre ich ihm und meiner Schwägerin sofort zu Hilfe geeilt. War aber wegen der Ausgansbeschränkungen nicht möglich.

Also bin ich erst mal Spazieren gegangen um mich abzureagieren. Mein Glück ist, dass mir dabei oft sehr gute Ideen einfallen. Hurra! Kaum zurück vom Frische-Luft-Tanken, fahr ich den Computer hoch und tippe das „Drehbuch“ für die erste Audio-Lerncoach-Datei meines Lebens.

Das wollen wir doch mal sehen, ob ich meinen Lieblingsneffen nicht motiviert kriege! Also Musikinstrument geholt, Stimme geölt, Aufnahmefunktion am Handy aktiviert und ab die Post. Drei wichtige Lerntipps aufgesprochen, damit mein kleiner Freund wieder lachen kann. Unterlegt mit ein paar entspannenden Klängen, voll positiver Energie und Motivation. Er hat sich sehr darüber gefreut. Ob er alle Tipps anwendet und sie ihm beim Lernen helfen, wird sich morgen zeigen. Aber zumindest weiß er, dass seine Tante an ihn denkt und ihn unterstützt.

Wenn Eltern und Kinder jetzt in eine riesige Stressblase eintauchen, ist das schlecht für’s Immunsystem und für den Hausfrieden. Deswegen alles mit Maß und Ziel. Dranbleiben und üben, ja! Aber auch Pausen und Spaß sind wichtig. Lachen hilft übrigens auch! Vielleicht kann ich euch allen damit Mut machen.

PS: Meine 3 Lerntipps: 1) Mache dir kleine Portionen, zerschneide den unübersichtlichen Plan und ziehe drei Aufgaben. 2) Nimm es sportlich, wärme dich auf, damit du in Schwung kommst. 3) Stelle dir vor, wie stolz und zufrieden du nach getaner Arbeit sein wirst. Mit diesem positiven Gefühl startest du los.

Wenn ihr auch eine Mutmacher Geschichte habt, würde ich mich sehr darüber freuen. Einfach unter dem hashtag #mutmacher hochladen. Ich freu mich auf eure storys! Monika

© Monika Bayerl 2020-03-17

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