Leuchtende Augen locken Ungeziefer an

MMM

von MMM

Story

Mit ungebrochener Miene ging sie zurück nach Hause. Ihre Mutter war noch bei der Arbeit, sie schaute auf die Uhr und sprach zu sich selbst: »Ich hab noch Zeit, bevor ich das Essen zubereiten muss.« Ging in ihr Zimmer, schloss langsam die Tür, hing ihre Jacke auf, brach auf dem Boden zusammen und fing an zu weinen. »Wieso kann er nicht einfach nett sein? Er hält sich doch für so klug, wieso versteht er es dann nicht?«, äußerte sie unter Tränen. »Wenn ich krank bin, wenn ich blute, wenn ich gestresst bin, kann er nicht vom Streiten ablassen, es geht ja nur um ihn und er schert sich nicht um mich. Er will mich doch nur so unglücklich wie sich machen«, stand wieder auf und öffnete ihren Schrank. »Weg mit diesem Müll. Es bringt mir doch nur Leid«, und fing an, alte Fotos zu zerreißen, ohne sie anzusehen. Dann nahm sie ein paar Teile Männerkleidung hinaus und stopfte sie in einen blauen Sack. »Liebe ist für ihn doch nur ein leeres Wort, ein Instrument, das Vertrauen und falsches Wohlgefühl wecken soll, um sein Opfer an sich zu binden. Aber ich bin nicht deine Beute, mein Lieber. Nerv eine andere damit«, und holte sich nun ihren Hocker heran, um ans obere Regal zu kommen. Dort stand eine kleine Schuhschachtel. Sie nahm sie und wollte sie ebenso einfach und unbeurteilt entsorgen, »hatte ich nicht noch etwas Wichtiges da drin?«, trickste sie sich selbst aus und öffnete ihre Box, auf deren Boden sie verheerende Hoffnung finden würde. Es waren ein paar Briefe, Gedichte, Bekundungen. Sie setzt sich mit ihnen aufs Bett und fing an seine Zeilen zu lesen. Eher holprig und prätentiös, aufgesetzt und dilettantisch, las sie unbeeindruckt eins nach dem anderen, bis ein ihr wohlbekannter Charmeur an ihre Tür kam und darum bat, hineingelassen zu werden. Sie öffnete ihm die Tür. »Komm rein, Baby«, begrüßte sie ihn. »Miau«, erwiderte der Kater. »Hast du Hunger? Tut mir leid, ich geb euch gleich euer Yummy«, und warf dem Kater einen Luftkuss zu. So ging sie in die Küche und bereitete Futter für zwei Kater vor, von denen der andere sich gerade auf dem Balkon sonnte. Der wache Kater starrte gebannt aufs Essen. Sie legte den Napf zu ihm hinunter und er gab es mit vorwurfsvollem Blick wieder zurück, bis sie ihm endlich etwas Kiwi und Gurke beigelegt hat. Während der Kater dann aß, setzte sie sich zu ihm, kuschelte sich an ihn und schnaufte ein wenig. Als der Kater fertig gegessen hatte, befreite er sich der Umarmung und lief davon. »So seid ihr Narzissten doch alle, mich benutzen und dann allein lassen«, kicherte sie zu sich selbst und blieb weiter sitzen. »Ich geb auf«, sprach sie, »Er wird sich niemals ändern. Ich gebe endgültig auf.«

In ihrem Zimmer klingelte ihr Handy. „Bist du gut Zuhause angekommen“, kam eine Nachricht von ihm. In ihrem Gesicht drückte sich nun erkennbar Zorn ab.

»Du oberflächlicher Schleimer, jetzt tust du wieder so, als würdest du dich um mich sorgen. Wie verlogen kann man sein?! Ich bin dir doch so scheißegal«, dachte sie sich.

“Ja Schatz, bin ich”, schrieb sie zurück.

© MMM 2022-08-27

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