Lichtbratl-Montag

Martina Huemer

von Martina Huemer

Story

Im Salzberg in Hallstatt finden die Archäologen Milliarden abgebrannter Tannenspäne, die als künstliche Beleuchtung im Bergwerk bereits vor 3.300 Jahren verwendet wurden. Anders als Kinspäne waren sie nicht in Harz getränkt. Vielleicht verhinderten die Menschen im Berg dadurch die starke Rauchentwicklung. Damit diese aber brannten, mussten die Leuchtspäne bewegt werden. Wahrscheinlich war das damals die Arbeit der Kinder – im ältesten Industrie-Betrieb der Welt – für die Beleuchtung zu sorgen.

Ich betrachte bei meinen Besuchen am Salzberg sehr gerne den Betriebsabfall der prähistorischen Bergleute. So vielen Generationen dienten Kiefern- und Tannenspäne als Leuchtmittel.

„Der Michel zündt’s Licht an“ heißt es in einer alten Bauernregel. Zu früheren Zeiten durfte „künstliches Licht“ nur zwischen Michaeli, also dem 29.09. und Maria Lichtmess, 02.02. angezündet werden. In den Sommermonaten mussten die Handwerker ohne Öllampen, Talglichter oder später Kerzen auskommen. Der Meister ersparte sich dadurch Geld und spendete seinen Lehrlingen und Gesellen am ersten Montag nach Michaeli ein Braten mit einem Bier oder einem Glas Wein. Fleisch gab es damals nur sonntags oder zu besonderen festlichen Anlässen. Peter Rosegger berichtet in seinem Buch der Waldbauernbub von diesem Brauch um 1860. Er war damals in einer Schneiderlehre und sein Meister lud ihn zu einem Liachtbradl ein.

Der Brauch hat sich im Salzkammergut bis in unsere Zeit erhalten. Besonders in Bad Ischl feiert die ganze Kaiserstadt diesen Tag mit einer Messe, einem Umzug und natürlich dem Bratl-Essen. Gefeiert werden auch die Ischler, die einen runden Geburtstag feiern – ab 50 Jahre und älter.

Um dieses Brauchtum zu schützen – wurde der Lichtbratl-Montag von der Unesco in der Liste des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.

Lichtstuben wurden früher die Spinnstuben genannt. Frauen und Mädchen trafen sich und nutzten das Licht – um in einem Raum zu spinnen und zu weben. Es wurden Volkslieder gesungen und Geschichten erzählt.

So vieles hat sich mit der Einführung der elektrischen Beleuchtung verändert. Es ist so selbstverständlich geworden, bis spät in die Nacht zu arbeiten. Vielleicht sollte ich wieder öfters eine Kerze anzünden, in der kommenden dunkleren Jahreszeit? Ich spüre sie gerne, die Verbundenheit mit unseren Ahnen. Ich mag ihren Geschichten lauschen und freue mich, wenn Brauchtum lebendig gehalten wird.

© Martina Huemer 2020-10-04