von ZWalk
Als im Jahre 1137 Stift Zwettl als Tochterkloster der Zisterze Heiligenkreuz gegründet wurde, war hier vermutlich noch überall Wald. Stifter war Hadmar I. aus der Familie der Kuenringer. Er hatte ein weitreichendes politisches und klerikales Netzwerk hinter sich. Durch den Reichtum der Kuenringer konnte er sein Vorhaben, mitten im Nordwald ein Kloster zu errichten, durchführen. Ein Unternehmen, das auch aus heutiger Perspektive europäische Dimensionen umfasste.
❤ Bild: Stift Zwettl Abteihof
Der Gründungsmythos des Klosters gibt an, dass am 31. Dezember 1137 von zwölf Mönchen aus Heiligenkreuz und ihrem Abt Hermann am Oberhof das Kloster Zwettl gegründet wurde. Am Neujahrstag 1138 fand der Legende nach der sogenannte Umritt statt, bei dem Hadmar I. zusammen mit Abt Hermann das Stiftungsgebiet umritt und eine grünende Eiche im Winterwald als himmlische Erscheinung den Platz für den Bau des Klosters gewiesen haben soll. Diese Gründungslegende wurde in der Folgezeit Motiv zahlreicher künstlerischer Darstellungen und findet sich unter anderem auch im Hochaltar der Klosterkirche.
Bereits zum Zeitpunkt der Kirchenweihe waren vermutlich einige Klostertrakte weitgehend fertiggestellt, unter anderem auch der Trakt mit dem Necessarium. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wird die Klosteranlage sukzessive erweitert. Im frühen 14. Jahrhundert erreichte Stift Zwettl den Höhepunkt seiner mittelalterlichen Entwicklung.
Im Laufe der Klostergeschichte wurden im Umkreis zahlreiche Wirtschaftshöfe, sogenannte Grangien, angelegt. Die Wirtschaftshöfe Edelhof, Dürnhof, Kleehof, Koblhof, Neuhof, Ratschenhof und Ritzmannshof bildeten zusammen mit dem Meierhof am Stift wohl das zentrale System der Grangien um Stift Zwettl. Es gab aber noch viel mehr.
Die Unterschiede der Flurformen kann man hier vom Waldrand mit Blick über die Ebene sehr gut erkennen. Im Umfeld der ehemaligen Grangie Koblhof herrscht eine blockförmige Parzellierung vor. Das nördlich anschließende Zwettler Feld ist von streifenförmigen Parzellen geprägt.
Bei der weiteren Analyse der Flurformen im Umfeld von Stift Zwettl fällt auf, dass überall im Umfeld der Grangien blockförmige Parzellierungen anzutreffen sind, während im übrigen Raum streifenförmige Parzellenmuster eindeutig vorherrschen. Auf diese Weise scheint sich die ehemals unterschiedliche Stellung der ursprünglich in Eigenwirtschaft betriebenen Höfe des Klosters auf der einen Seite und der bäuerlichen Siedlungen auf der anderen Seite in der Landschaft abzubilden.
© ZWalk 2025-06-16