von ZWalk
Wer durch Friedersbach wandert, dem fällt unweigerlich die römisch-katholische Pfarrkirche in erhöhter, isolierter Lage am sogenannten Kirchenberg im Süden des Ortes auf. Sie ist dem Heiligen Laurentius von Rom geweiht. Es handelt sich um eine romanische Anlage mit gotischen Um- und Erweiterungsbauten, die ursprünglich als Wehrkirche angelegt war. Eine ehemalige Wehrmauer aus Bruchstein umgibt die Kirche, den gotischen Karner und den Friedhof. Diese bietet im Norden einen direkten Zugang zum teilweise mittelalterlichen Pfarrhof.
❤ Bild: Pfarrkirche Friedersbach
In einem inzwischen verlorengegangenen Dokument des Jahres 1159, welches durch einen im Museum Niederösterreich in St. Pölten aufbewahrten Notariatsakt des Jahres 1404 belegt ist, wurde der Ort „Fridreichspach“ anlässlich der Erhebung der dort bereits bestehenden Kapelle zu einer Pfarrkirche erstmals urkundlich erwähnt. Am östlichen Ende des südlichen Seitenschiffs liegt die Rundapsis dieser romanischen Kapelle. In einer Urkunde von 1248 (älteste in deutscher Sprache abgefasste Privaturkunde in Österreich) bestätigte Hugo der Turse dem Pfarrer Leutold die Stiftung der Pfarre bzw. die Schenkungen seiner Vorfahren an dieselbe.
Schon bald nach der Pfarrgründung erfolgte der weitere Ausbau der Kirche. Zuerst wurde das Mittelschiff angebaut (wahrscheinlich auch mit romanischer Apsis, die 1408 verschwand) und vermutlich gleichzeitig das südliche Seitenschiff verlängert. Beide Schiffe waren flach gedeckt.
Der von weitem sichtbare romanische Westturm aus dem 13. Jahrhundert hat in den unteren Geschossen Schlitzfenster und im Glockengeschoss romanische Zwillingsbogenfenster mit breit ausladenden Kapitellen. Er wird von einem Pyramidenhelm bekrönt. Sein vermauertes rundbogiges Westportal wurde 1958 freigelegt. Erst etwa zwischen 1320 und 1333 wurde das Nordschiff gebaut, das als Erstes ein gotisches Kreuzrippengewölbe erhielt.
Im Jahre 1408 vollendeten Pfarrer Kadolt Oeder und sein Bruder Ulrich, landesfürstlicher Pfleger von Lichtenfels, den Bau des gotischen Chorteiles, der ebenfalls ein Kreuzrippengewölbe erhielt. Ein Wappen und eine Bau- und Stifterinschrift an den Strebepfeilern der südlichen Außenwand berichten über die Fertigstellung.
Blickt man in der Kirche Richtung Altar, so sieht man in vier Chorfenstern Reste der mittelalterlichen Verglasung aus zwei Phasen um 1420 und 1479. Ein Teil dieser wertvollen Glasmalereifenster wurde 1426/27 durch die Hussiten zerstört. Sie sind reich mit Steinmaßwerk verziert (Drei- und Vierpass). Die Vierpässe des nördlichen Fensters weisen eine Inschrift auf (Prophet in Halbfigur) „Hec dicit d(omi)n(u)s, deus“ – „mors ero, mors tua.“ (Das spricht Gott der Herr – Ich werde der Tod sein, dein Tod). Erst nach 1427 wurden das Langhaus (Hauptschiff) mit einem Sternengewölbe und das südliche Seitenschiff mit einem Netzrippengewölbe spätgotisch eingewölbt.
© ZWalk 2025-06-16