von ZWalk
Schon während des Baus des Pumpspeicherkraftwerks Ottenstein in der Zeit von 14. Oktober 1954 bis 6. Juli 1957 begann man das Wasser aufzustauen. Dadurch wurde die Straßenverbindung Friedersbach – Rastenfeld unterbrochen. Straße und Brücke über den Purzelkamp verschwanden langsam im Wasser. Die Straße musste gesperrt werden.
❤ Bild: Die Stauseebrücke
Nach zahlreichen Vorsprachen bei der NÖ Landesregierung wurde, nachdem andere Projekte gescheitert waren, die Trasse der heutigen Bundesstraße 37 über den aufgestauten Purzelkamp bei Lichtenfels als die Beste erkannt und 1956 mit dem Bau begonnen.
Am 24. Oktober 1956 kam es um 15.30 Uhr zu einer Katastrophe. Die im Bau befindliche Brücke über den Purzelkamp, nahe der Ruine Lichtenfels, stürzte ein.
Bis Mitte Oktober 1956 waren bereits die beiden Brückenpfeiler hoch gezogen und das Stahlgerüst zur Errichtung des Tragwerks fertiggestellt. Nun wurden die einzelnen Felder betoniert, bis 24. Oktober war etwa ein Viertel der Brücke fertiggestellt, als am Nachmittag das eben in Arbeit befindliche Brückenfeld zwischen dem Lichtenfelser Ufer und dem ersten Pfeiler in Bewegung geriet und abstürzte.
Der Vorarbeiter, der die große Mischmaschine am Lichtenfelser Ufer bediente, bemerkte, dass sich plötzlich die Kabel bewegten, die von seiner Arbeitsstelle zur Brücke führten. Dann brach das Gerüst zwischen dem Widerlager und dem ersten Pfeiler. Wie eine Wiege kippte der gewaltige Betonklotz über den Pfeiler, drehte sich um die eigene Achse und schlug, alles unter sich zertrümmernd, am Boden auf. Drei Arbeiter wurden von dem einstürzenden Brückenfeld durch die Luft geschleudert und kamen mit relativ geringen Verletzungen am Ufer zu liegen. Zehn weitere Arbeiter aber wurden von den Massen an Beton, Stahl und Holz begraben.
Der 52jährige Zimmermann Hermann Haider aus Mitterreith war unter den Trümmern eingeklemmt und rief verzweifelt um Hilfe. Als sie Haider nach zwei Stunden endlich befreien konnten, waren seine Hilferufe bereits verstummt. Seine beiden Beine waren zerquetscht, er war verblutet.
Pioniere aus Melk mit schwerem Arbeitsgerät lösten die erschöpften Feuerwehrleute ab. Die letzten Leichen konnten erst im Februar 1957 geborgen werden.
Heute erinnert unmittelbar neben dem Brückenkopf am Lichtenfelser Ufer eine kleine Kapelle an die zehn Opfer dieses Unglücks.
Die Purzelkampbrücke wurde am 9.9.1958 eröffnet und dadurch die direkte Verbindung Friedersbach – Rastenfeld wieder hergestellt. Der Straßenbau wurde weiter fortgesetzt und 1965 bis Rudmanns beendet.
© ZWalk 2025-06-16