von Gabriela Rodler
„Komm schnell her und schau dir das an!“ Ich eilte zu meinem Göttergatten. „Warum fahren wir nicht nach Kärnten, zum Klopeiner See. Das Wasser hat 28 Grad und es gibt über Tausend Kilometer Radwege.“ Im Fernsehen lief das Wetterpanorama und ein Insert über den See. Ich blickte auf den Bildschirm und sah nichts. Der See hüllte sich in Nebel. „Da willst du hin, zu dem Nebel?“ Wir wollten Anfang September noch einige Tage wegfahren. Unser letzter Sommerurlaub im Ausland war nicht so gut gelaufen und ich versprach meinem Mann, dieses Jahr in Österreich zu bleiben. Ich stellte nur eine Bedienung, ich wollte an einen See. In den nächsten Tagen rief mich mein Mann jedes Mal, wenn der Klopeiner See im Bild war. Leider sah ich nicht viel davon, da fast immer Nebel über dem See lag. „Da bringst du mich nicht hin. Jeden Tag Nebel.“ Aber ich erinnerte mich an mein Versprechen und suchte dann doch für Anfang September ein Appartement. Ich hatte Glück und fand ein Haus direkt am See. Einige Tage vor unserem Urlaub schlug das Wetter um, Regen und Abkühlung stellten sich ein. Ich schraubte meine Erwartungen auf einige Badetage herunter und packte dafür einige Bücher mehr ein. Als wir zu Mittag in Sankt Kanzian ankamen, war es sonnig, das Thermometer zeigte aber nur 18 Grad. Sommer sah für mich anders aus. Das Appartement überraschte uns mit moderner, gemütlicher Einrichtung. Wir fühlten uns sofort wohl. Neben dem Haus führten Stufen zum See. Eine kleine Wiese und ein weitläufiger Steg mit Liegen luden zum Entspannen ein. Neugierig hielt ich meine Hand ins Wasser und rief erfreut: „Das Wasser ist angenehm. Sicher wärmer als die Luft.“ Nachdem wir uns eingerichtet hatten, ging ich schwimmen. Der See war klar, es war windstill, das Wasser angenehm auf der Haut.
Am nächsten Morgen leichter Nebel, der sich aber bald verzog. Mein Mann machte seine erste Radtour, die ersten Kilometer von den Tausend. Ich walkte rund um den See und irgendwie verzauberte er mich. Auf der Promenade war es ruhig, wenige Leute waren unterwegs. Einige joggten, andere walkten oder spazierten in der warmen Herbstsonne dahin. Wieder in unserem Appartement wechselte ich in meinen Badeanzug und ging schwimmen. Ich war restlos zufrieden, alle meine Bedenken waren verflogen. Mein Mann kam von seiner Radtour zurück und erzählte begeistert: „Da ist es so schön zu fahren. Abwechslungsreich und auch manchmal anspruchsvoll. Es geht zeitweise bergauf, da musste ich mich schon anstrengen. Aber es geht kein Wind. Das ist so angenehm.“ Um es kurz zu machen, wir genossen beide diese Woche. Die nächsten Jahre fuhren wir zweimal im Jahr nach Kärnten. Im September kam es schon vor, dass es nebelig war. Ich sah gerne zu, wenn die Schwaden über das Wasser zogen und der Nebel waberte, bevor sich dann doch die Sonne durchsetzte und alles in ein herbstlich mildes Licht tauchte.
Nach einigen Jahren fanden wir eine kleine Ferienwohnung. Und jetzt verbringen wir unsere Sommer am Klopeiner See.
© Gabriela Rodler 2021-02-09