von Cora
Fassungslos und doch erleuchtet bin ich im Augenblick, in dem ich verstehe dass nicht alle Menschen leben wollen. Viele wollen nur existieren – und vermutlich zähle ich 70% meiner Lebensminuten auch zu diesen Menschen. Manchmal schäme ich mich dafür, manchmal ist es okay, manchmal treibt es mich in den Wahnsinn.
Ein fabelhafter Morgen war es heute, am 1. Jänner – der perfekte Tag, um ein paar Runden eislaufen zu gehen, zu spazieren, oder auch einfach am Balkon Kaffee zu trinken. Nichts davon hab ich getan – aus Angst? Bequemlichkeit? Man weiss es nicht genau. Freund hat nicht den Drang, mehr zu machen. Ich bewundere das meistens. Ich stelle es mir angenehm vor, nicht jede Sekunde in Gedanken darüber zu verbringen, ob man sein Leben gerade verschwendet, ob man es lebt, oder eben einfach nur existiert. Existieren ist einfacher. Sicherer. Heute, nur heute? Ist der Sicherheitsaspekt sicher wesentlich. Es ist 2020 – ich starte in meinen dritten Job in 365 Tagen, weil ich auf der Suche bin. Doch was suche ich eigentlich? Ich ziehe um, zum 9 Mal in 13 Jahren, diesmal aus gutem Grund – wie die letzten Male auch. Oder laufe ich vor der Sicherheit davon, aus Angst wer ich sein könnte wenn sie dann da ist?
Ich habe nicht mal mehr Neujahrsvorsätze gemacht. Natürlich, ein wenig überlegt, aber… Julia Engelmann hat es ja schön formuliert: Die Listen bleiben lang, und weil man gar nicht alles schaffen kann, fängt man gar nicht an.
Ach, liebe Julia Engelmann, wie ich deinen One Day Reckoning Text hasse. Also, eigentlich finde ich ihn super. Nur das Ausbrechen aus diesen Mustern? Klappt nicht.
Ich wünsche euch jedenfalls ein frohes neues Jahr.
© Cora 2020-01-01