Liebe Kuscheldecke

Nadine Rüegg

von Nadine Rüegg

Story

TRIGGERWARNUNG Dies ist eine Kurze Horror-Thriller geschichte. Mögliche Trigger: Kindesmisshandlung und weitere Gewalt

Meine liebe Kuscheldecke… Du hältst mich warm und bist so flauschig, wenn ich mit meinen Fingern über dich hinweg streich‘. Du wärmst mich und machst alles Dunkel, was so schön ist nach einem lauten Tag, wenn Vati mal wieder bei mir war. Du schützt mich und versteckst mich ab und zu, wenn er mich sucht. Und du machst mich glücklich, weil du mein Freund bist. Mein einzig wahrer Freund. Mein lieber Decki.

Danke lieber Decki. Was tät‘ ich nur ohne dich? Wär‘ sonst gezwungen, meine eigenen Arme zu sehen, die so blau geworden sind. Ich müsst‘ meine Augen schließen und die Bilder sehen. Doch wenn du über meinem Kopf bist, ist alles still.

Heute war er besonders bös‘. Er tat mir weh. Oben, unten. Sogar zwischen meinen Beinen. Und liebe Decke? Ich denk‘, das war nicht in Ordnung. Denn sogar Mama hat geweint. Und die weint sonst nie. Die schimpft nur. Mit mir und mit Vati. Aber noch mehr mit mir. Als wär‘ ich schuld war der tut.

Vielleicht ändert sich was? Ja vielleicht…

Doch wieso? Wenn Mama nur weint und schaut? Oh Kuscheldecke, was soll ich tun?

Was sagst du? Du würdest mir die Last abnehmen? Wie? Bitte Decki, verrat‘ es mir!

Meine kleinen Füsse sind ganz kalt unter meinen Zehn, meine Haare richten sich auf. Ganz komisch ist das. Ich höre was ganz laut schlagen. In meinem Kopf. Ich öffne die Tür von Vati, wie er alleine da liegt, weil Mama nicht mehr im gleichen Bett schlafen mag mit dem. Mein treuer Freund sagt mir, was ich tun muss. Also lege ich Decki um Vatis Hals. Der Schnarcht, weil er wieder zu viel getrunken hat. Er riecht ganz schrecklich aus dem Maul. Mein Freund sagt, dass das besser so ist, weil ich sonst nicht genug Kraft hät‘.

Ich Wickel ihn also um Vatis Hals und Decki flüstert mir zu, wie ich ihn halten soll, damit es vorbeigehen tut mit dem Weh. Also ziehe ich und drücke meine Füsse gegen das Bett, damit Decki sich enger zieht. Vati reisst seine Augen auf und beginnt sich ganz wild zu bewegen. Das war echt schwer, Decki weiterhin zu halten. Aber ich hab jetzt plötzlich ganz viel Angst und das macht, dass ich stärker zieh‘ bis er sich nicht mehr bewegt. Dann liegt er da und sein Kopf ist komisch gross. Ich hör‘ aber noch nicht auf. Decki meint, sonst könnt‘ das Weh nochmals wieder kommen. Und so stemm‘ ich mich noch länger gegen das Bett, gegen Vatis Körper, der zu mir rutscht. Möchte nicht, dass der näher kommt.

Dann stehe ich auf, nehme Decki mit und bedanke mich bei ihm. Wär‘ ja sonst wieder gekommen das Weh. Vor der Tür steht Mama, hat ganz nasse Wangen. Aber wie auch bei mir sagt sie auch jetzt nichts. Also geh‘ ich in mein Zimmer und diesmal deck‘ ich mich nicht ganz zu. Decki sagt, er muss mich nicht mehr beschützen, ich wär‘ jetzt sicher. Und ich glaube ihm.

© Nadine Rüegg 2022-06-25

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