von Philip
, mit diesen Worten bedankte sich Evi D. bei meiner Mama, nachdem sie glücklich in Argentinien angekommen waren. Der Brief war in Serbisch/Lateinisch geschrieben und ich (als Zehnjähriger) musste ihn buchstabierend (ich kann auch heute nicht Serbisch) vorlesen, da Mama ja sehr schlecht sah. Sie verstand aber jedes Wort und war sehr glücklich, von der wohlbehaltenen Auswanderung der Familie Dumanov berichtet zu bekommen.
Evi Dumanov war ja die älteste Tochter der Frau Reitmann, die meine Mama und ich kennenlernten, als meine Mama bei der Nudelbäuerin als Magd zu arbeiten begann. Das waren ja auch Flüchtlinge aus Jugoslawien. Mit den beiden Kindern in meinem Alter Matheis und Anna befreundete ich mich rasch. Insbesondere mit Matheis spielte ich gerne Mohammed D., der ja Knecht bei der Nudelbäuerin war, so manchen Streich. Evi Reitmann wurde in der Folge Mohammeds Frau und erwartete auch recht bald ein Kind. Eines Nachmittags liefen die Erwachsenen im Weißbäckhof besorgt und aufgeregt durcheinander; Evi war nicht mehr zu finden. Vor Einbruch der Dunkelheit hat sie Mohammed bewusstlos im Pferdestall gefunden; offensichtlich ein Unfall, bei dem sie ihr Kind verlor? Mohammed trug die Bewusstlose in ihre Zimmer im 1.OG. Einige Monate nach diesem Unfall versuchte Frau Reitmann, meine Mama mit einem der mit ihr bekannten Männer zu verkuppeln. Mama, die ja immer noch auf die Rückkehr meines Doadas aus dem Krieg hoffte, lehnte dies ab; Gott sei Dank.Ja, und dann fügten mir Matheis und Anna (scheinbar) im Spiel Verletzungen zu: Anna schlug mit dem Roßstallbesen in mein Gesicht, sodass der Arzt die Verletzung gegen Wundstarrkrampf behandeln musste, da ja gerade im Pferdemist viele dieser Bakterien enthalten seien; Matheis bewirkte, dass mir eine Holzstange auf das Schlüsselbein fiel und dieses dadurch brach. Mit dem gebrochenen Schlüsselbein musste ich dann noch von Mohammed davon laufen, weil Matheis und ich seinen großen Korb mit gepflücktem Tafelobst ausgeleert hatten, bevor ich mein Schlüsselbein gebrochen hatte. Das kann ich niemand empfehlen, mit gebrochenem Schlüsselbein im Erlengestrübb einem gesunden Mann davonzulaufen! Auch diese Verletzung habe ich mit einer Gipshand gut überstanden. Nachdem der Gips abgenommen wurde, habe ich gesehen, dass Anna, das Miststück, und Matheis samt Mutter Reitmann und dem Mann, den sie meiner Mama zugeschanzt hätte, auf dem sie aber sitzen geblieben ist, nach Salzburg verzogen sind.
Auch der Hofpächter aus Ansfelden hatte den Weißbäckhof nicht mehr inne, sodass wir nun mit Evi und Mohammed zusammen die letzten zwei (großen) Räume im 1. OG bewohnen mussten; inzwischen hatte Evi einen Sohn, den sie Bubi nannte, bekommen. Mama mit ihrer großen Erfahrung half Evi bei der Pflege des Kindes in dieser ziemlich primitiven Wohnung, während Evi mir beim Lernen half, da ich ja die 3. Klasse VS wiederholen musste. Bubi ärgerte die Ratten, die sich Gänge unter der Holzdecke unserer gemeinsamen Wohnung gegraben hatten, indem er öfter ein Messer in ihre Gänge stieß, was die Tierchen mit Geschrei beantworteten. Nach dem Verkauf des Hofes brachte uns Mohammed noch mit dem Pferdewagen nach Niederholzham.
© Philip 2023-12-17