Liebe über Landesgrenzen

Man sah einen Schimmer von Geborgenheit über das Antlitz des alten Mannes ziehen, als er von dieser Erde Abschied nahm. Und kurz bevor er die Augen für immer schloss, sah man in ihnen das Licht einer anderen Welt. Das Licht einer anderen Zeit.

Epilog

Er saß auf einer alten Bank, die die Kuppel eines Hügels krönte. Sonne schien ihm ins faltige Gesicht, während sich eine Landschaft so schön wie aus unseren Träumen unter ihm erstreckte.

Seine Blicke schweiften umher über den blauen Himmel mit den Scharren heimkehrender Zugvögel und die von neuem erblühenden Bäume und Blumen in dessen Schönheit man sich verlieren konnte. Doch mit einem Schlag nahm seine Augen nichts anderes mehr wahr außer ihr. Einer jungen Frau die auf einem kleinen Pfand seinen Hügel hinauf lief. Auch wenn er sie Jahrzehntelang nicht mehr gesehen hatte, erinnerte sich doch jeder Teil seines Herzens an eben diesen wundervollen Menschen. Tränen begannen ihm die alten Wangen hinunterzurinnen als die Liebe, Sehnsucht und Traurigkeit des Wiedererkennens über ihm einschlugen.

Seine Kraft sammelnd, stand er mit gebrechlichen Beinen auf. Sie zitterten unter ihm aber er konnte nicht anderes. Alles zog ihn zu ihr hin. Er versuchte sie zu rufen, doch die Schluchzer die ihn überkamen, ließen es nicht zu. So begann er Schritt für Schritt den Pfad hinunterzulaufen, erst langsam und dann immer schneller. Und jedes Stück den Hügel hinunter, machte es einfacher, ließ die Gebrechlichkeit und Falten des Alters entschwinden. Dann sah sie auf und als sich Ihre Blicke trafen, waren die Gefühle und Erinnerungen wieder da.

Ihre Liebe war der Grund für so viel Traurigkeit und unerfüllte Sehnsucht gewesen. Die Welt hatten sie auseinandergerissen. Sie beide hatten einander geliebt trotz der unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländer. Doch die Menschen, ihre eigenen Familien und Freunde hatten ihrer Beziehung unrecht getan. Hatten Narben der Ablehnung und Missgunst in ihre Herzen geritzt. So hatte er mit ansehen müssen, wie seine Liebste mit jedem Tag ein Stück mehr zerbrochen war. Eingekesselt von menschengemachten Mauern, die sie beide zu trennen versucht hatten. Zu Lieben war schwer, aber sie gehen zulassen noch schwerer. Doch das hatte er damals getan, um sie aus der Enge wieder herauszuholen.

Sein Herz war danach nie wieder ganz verheilt und hatte sich ein Leben lang nach ihr gesehnt. Sie gehen zu lassen, war jedoch die richtige Entscheidung gewesen, denn für ihre Beziehung war die Welt noch nicht bereit gewesen. Aber sie würde es werden und so, war er ein Leben lang bestrebt gewesen, Menschen einander näherzubringen. Zu zeigen das Liebe etwas war, was sie alle auf dieser Erde gemeinsam hatten.

Was er nun auf diesem Hügel, unter dem strahlend blauen Frühlingshimmels tat, sollte jeder einer tun dürfen. Im Leben. Seine Frau in die Arme schließen, ohne das eine von Menschen, Kulturen oder Ländern geschaffene Grenzen es ihnen verbieten konnte.