von Weudl
Ich habe mich heute hier hingesetzt, um dir diese Zeilen zu schreiben. Du erwartest von mir, dass ich meine Liebsten beschenke und ihnen speziell an diesen einem Tag sage, wie sehr sie mir am Herzen liegen. Ich soll ihnen Blumen schenken, oder ein Gedicht vortragen, soll ihnen Süßigkeiten darbieten und sie mit Geschenken beschenken.
Doch leider kann ich all das so nicht, lieber Valentinstag. Denn ich liebe nicht nur an diesem einen Tag. Ich liebe auch an anderen Tagen. Manchmal liebe ich über Tage hinweg und dann auch wieder nur im Sekundentakt. Es gibt so viel Schönes und Wundervolles auf der Welt. So Vieles, welches ich noch nicht einmal sehen oder erleben durfte und dennoch fühle ich mich magisch davon angezogen. Von dem Unbekannten und Außergewöhnlichen da draußen habe ich Respekt und gleichzeitig erfreue ich mich sehnsüchtig an meinem Leben. Gänsehaut überzieht meine Nackenhaare beim Gedanken an etwas ganz Einfaches. Eine sanfte Berührung bringt mich aus meinem Konzept, ein zärtlicher Kuss vertreibt meine Sorgen, deine bloße Gegenwart lässt mein Herz schneller schlagen, das Gefühl deines Atems an meinem Hals raubt mir meinen Verstand.
Gemeinsame Momente mit meiner Familie zeigen mir das Liebe, viel mehr als nur ein Wort ist. Liebe ist ein Ausdruck, ein lebendiges Gefühl von Glückseligkeit und auch Schmerz, etwas das sich entwickeln kann oder im Sumpf versiegt. Liebe ist in deiner, seiner, meiner und vor allem eurer Stimme. Liebe spüren wir ganz tief in uns drinnen. Meine Liebe hat nichts mit Religion zu tun, deshalb trägt meine Liebe ein Kopftuch, eine Kippa oder einfach nur ein Kapperl. Diese, meine Liebe kennt auch keine Hautfarbe, keine Sexualität oder bestimmte Zugehörigkeit. Sie ist permanent mit mir, selbst wenn ich mich ärgere. Sie entschleunigt mich und nimmt mir manchmal den Wind aus meinen rasanten Segeln.
Manchmal, selten aber doch, hasse ich meine Liebe. Vor allem dann, wenn es schmerzt zu lieben. Wenn man an jemanden hängt und weiß, dass diese Person nicht mehr da sein wird. Nicht mehr jetzt und auch morgen nicht mehr. Dann hasse ich meine Liebe. Dann schreie ich meine Liebe an und hämmere auf sie ein, solange bis ich müde werde.
Diese Hassliebe endet fast immer in Tränen, ja richtig gelesen-ich (Mann), weine. Ich beiße mir fest auf die Lippen und versuche die Tränen zu unterdrücken, denn so lehrte man es mir, Weinen tuat a Bua ned. Und trotzdem tropft es aus meinen Augen und mit jeder Erinnerung an dich kehrt meine Liebe mehr und mehr zurück. Der Hass, mein Kummer, all meine Sorgen weichen dir und du schenkst mir Zuversicht, Hoffnung und gibst mir ein neues Motiv zu lieben. Meine Liebe steckt in den Kleinigkeiten, in den leichten-seichten Witzen, in einem Lächeln, welches ich dir nur zu gern schenke, in einer Umarmung- die es wieder mal bedürfte, in meinen Augen-, wenn sie dich zum Schmunzeln bringen und manchmal auch in meinen Geschichten. Liebe das Leben.
© Weudl 2021-02-14