Liebesg´schichten und Heiratssachen

Beate García

von Beate García

Story

Was gibt´s Schöneres als Studentin in Wien zu sein? Meine erste WG bezog ich in den 90ern im altehrwürdigen Döbling im 19. Bezirk. Dort, wo „Noblesse noch obliged“. Wer alte Villen in prachtvollen Gartenanlagen suchte, fand sie hier. Unsere bescheidenere Wohnung lag nahe der schönsten Platzerl in Nussdorf und Grinzing. Das eine oder andere Achterl zu viel bei unserem Stamm-Heurigen war halb so schlimm, schließlich konnten wir uns an den Lenkstangen unserer alten Drahtesel nach Hause stützen.

An einem schwülen Julimorgen nach einer durchzechten Nacht, in fortgeschrittenem Semester, schwitzte ich über meinen Skripten. Als steirische Frischluftfanatikerin wollte ich im Freien weiterlernen. Ich hatte da auch schon eine Idee wo. Nämlich im kühlenden Schatten der uralten Föhren im „Krapfenwaldl“, meinem Lieblings-Freibad. Aber allein, fad! „Moni, kommst mit ins Krawa lernen? Es is so heiß!“, stöhnte ich meiner Studienkollegin in die Muschel (ja, es war noch ein Telefon mit Wählscheibe). Moni war immer für Spontanaktionen zu haben. Zehn Minuten später stand sie mit ihrem roten Cinquecento vor meiner Tür. In Sommerlaune, Bikinis, hauchdünnen Kleiderln und natürlich mit bester Studien- Absicht kurvten wir zum Bad. Die Kulisse war wie immer beeindruckend. Dieses Juwel lag eingebettet in den grünen Weinbergen am Rande des Wienerwalds. Solch einen spektakulären Ausblick hoch über den Dächern Wiens auf die glühende Stadt direkt vom Beckenrand aus, das gab es nur hier.

Wir lernten, kühlten uns ab, lernten wieder und-bekamen unerwarteten Besuch. „Hey Moni, kennst mich noch?“ Zwei Typen standen plötzlich vor uns. Unsicher überlegte sie kurz und sprang auf: „Ja klar! 4.b Volksschule, Hari Loibl! Is ja Ewigkeiten her!“ „So ein Zufall! Das ist der Heli. Den hab ich heut mitgeschleppt. Wir liegen da drüben.“ Er deutete auf den Liegeplatz nicht weit von uns. Moni und Hari begrüßten sich herzlich. „Und das is die Bea“, stellte Moni mich vor. Bussi-Bussi, Händeschüttel und eine innig laaange Umarmung von Moni und Heli. Das war´s dann mit den guten Absichten… Er lud sie direkt auf eine „Erfrischung“ am Pool ein. Hari und ich waren degradiert zu Statisten eines Liebesschauspiels im ersten Akt. Schulterzuckend blieben wir beide über-auf Beobachtungsposten.

Zwischen den Turteltäubchen sprühten die Funken und der Schmäh. Wir hörten sie vergnügt lachen, das Wasser spritzte, wenn sie sich gegenseitig ins Becken warfen und frische Sommerspritzer flossen in rauen Mengen in ihre erhitzten Leiber. Eine lallende Moni kicherte liebestrunken und hang an Helis Hals um noch aufrecht stehen zu können. Irgendwann kurz vor Sperrstunde wankte die Süße zu mir, drückte mir die Autoschlüssel für ihren Fiat in die Hand „Schtell ihn mia bite heim. Isch komm noch mit schu Heli.“

Die Prüfung hat sie damals nicht bestanden. Zum Glück! Denn Moni und Heli sind heute glücklich verheiratet und plantschen mit ihren Kids im Becken des Krapfenwaldls.

© Beate García 2020-06-07

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