Liebeskummer

Lena Weingraber

von Lena Weingraber

Story

Die Erinnerungen an deine Berührung brennen wie flüssiges Feuer auf meiner Haut, ein bittersüßer Schmerz, der mich gleichzeitig belebt und zerstört. Die Vorstellung ist so lebhaft, dass es sich anfühlt, als wärst du tatsächlich hier. Bist du aber nicht.
Mein Blick haftet auf meine Sandalen, während ich die Allee entlangspaziere. Wie oft werde ich noch hier gehen und an dich denken? Wie die Luft zwischen uns knistert, wenn wir uns in die Augen sehen. Wie unsere Herzen im Gleichklang schlagen, auch wenn ich es nicht wissen kann. Diese tiefste Verbindung zu dir, als würden wir uns ohne Worte verstehen. Alles nur Einbildung?
Die verdorrten Sonnenblumen schmiegen sich merkwürdig an meine Betrübnis. Ich weiß, dass es keine Rolle spielt, denn du hast mir gesagt, dass du es nicht fühlst. Dass ich dir nicht dasselbe bedeute wie du mir.
Schmerz breitet sich in meinem Herzen aus, als hätte man es unter kaltes Wasser getaucht.
Und inmitten dieses Leids ist da eine glitzernde Tür, die mich lockt – doch noch darf ich nicht hindurchgehen.
Wenn die Welt sich zur Ruhe setzt und Stille herrscht, quält es mich am stärksten. Vor meinem inneren Auge taucht dann dein Gesicht auf, dein Blick und die Wärme deines Körpers. Der Klang deiner Stimme, dein Lächeln, deine Hände. Wie ein Phantom, das mich umarmt und mich doch in die Kälte der Einsamkeit stößt. Ich sollte das nicht zulassen. Aber ich habe Angst, diese Gefühle zu verlieren.
Doch mit jeder vergehenden Minute wird der Schmerz unerträglicher. Er durchdringt mich wie ein feuriger Stachel, der nicht nachlässt. Die Tage ziehen sich endlos hin, jede Stunde scheint länger als die vorige, jede Nacht ist erfüllt von rastlosen Gedanken und quälender Sehnsucht. Ich versuche, mich abzulenken, aber nichts kann die Leere füllen. Es ist, als würde mein ganzer Körper in einem ständigen, unerbittlichen Kampf gegen die Erinnerung an dich stehen. Mein Herz schwillt an und heult wie ein verlassenes Kind. So überwältigend wird der Schmerz, dass ich nicht mehr weiß, wie ich weitermachen soll. Etwas in mir schreit nach Erlösung, nach einem Ende dieser unaufhörlichen Qual.
Und dann ist da wieder diese glitzernde Tür. Das Scharnier dreht sich und ich erblicke, so klar wie nie zuvor, die andere Seite voll gleißenden Lichts.
Geh hindurch, oder du wirst an dieser Sehnsucht sterben.
Es fühlt sich an, als würde etwas in mir reißen. Doch diesmal halte ich durch. Und dann lässt das Rauschen urplötzlich nach und alle Schmerzen fallen von mir ab. Ich kann wieder klar denken. Meine Gedanken sind frei.
Und dein Gesicht, das ich in jeder Menschenmenge zu sehen glaubte, ist jetzt nur noch ein schemenhaftes Bild in meinem Gedächtnis, das mit jedem Tag mehr verblasst.

© Lena Weingraber 2024-09-04

Genres
Spiritualität
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll, Traurig, Angespannt
Hashtags