von Wortweberin
Seit Menschen erzÀhlen, erzÀhlen sie von der Liebe. Immer wieder versuchen wir sie zu (be)greifen, in Worte einzufangen. Jedes Mal rinnt sie wie Wasser durch unsere Finger, fragt uns zÀrtlich-spottend, warum wir denn versuchen, das Meer zu fassen, statt einfach einzutauchen.
Aber dazu mĂŒsste man ja loslassen und darin sind wir â gerade wenn es um Liebe geht â nun mal nicht besonders gut. Wir trĂ€umen von der EINEN GROSSEN LIEBE, etwas BestĂ€ndigem, einem Mega-Substantiv. Dabei ist sie eigentlich ein wellenartig flieĂendes Verb: Sie hebt uns in die Höhe und versenkt uns, sie trĂ€gt und umhĂŒllt uns und schĂŒttelt uns durch, wenn die Wellen sich brechen.
Nach Berzin sind Beziehungen zuallererst einmal durch ihre UnbestĂ€ndigkeit definiert: âBecause the relationship has a beginning, it has to have an end.It is going to change from moment to moment. Itâs going to go up and down.Itâs not going to bring ultimate happinessâŠâ Das kann man entweder grenzenlos unromantisch finden oder grenzenlos erleichternd â aber letztendlich ist das egal, denn das IST einfach.
Sich auf die Liebe einzulassen heiĂt, sich ihr im Angesicht dieser UnbestĂ€ndigkeit zu öffnen. Wie Elke Heidenreich es beschreibt: âDie Liebe ist eine ewige Baustelle. Wenn man sich auf sie einlĂ€sst, hat man alles inklusive, ⊠durchweinte und durchliebte NĂ€chte, das Kribbeln am Anfang und das Frieren am Ende.â
Wer sich auf die Liebe einlĂ€sst, verlĂ€sst den festen Boden und akzeptiert, dass sich sein oder ihr Leben fĂŒr immer Ă€ndern wird. Man kann sich nicht mehr ent-lieben, in dem Sinne, dass etwas geht und alles andere so ist wie vorher. Selbst wenn wir gehen, gehen wir aus jeder Begegnung verĂ€ndert hervor â jede hinterlĂ€sst Spuren in uns.
RĂŒckblickend möchte ich keine einzige meiner Spuren missen: weder die tiefen Einschnitte, noch diejenigen, die so leicht waren, wie die BerĂŒhrung einer Feder im Wind und schon gar nicht die beschenkenden, echten Begegnungen. Alle hatten Anteil, mich zu der Person zu formen, die ich heute bin.
Und irgendwo auf diesem Weg durfte ich lernen, dass diese UnbestÀndigkeit keine Bedrohung ist, sondern ein Geschenk: Liebe darf atmen.
Um auf die Frage des Anfangs zurĂŒckzukommen: Wie beschreibt man etwas, das man nicht beschreiben kann? Vielleicht am ehesten mit Bildern, die einen Raum der Möglichkeiten schaffen, den sich jede/r selbst einrichten kann. Und deshalb versuche ich es hier mit einem kleinen Liebesgedicht:
Leise lÀchelnd, in geheimnisvoller Weise,
lockst du mich in einen alten Tanz,
drehen wir erst langsam uns im Kreise,
dreht und fasst uns die Musik bald ganz.
Haut schmiegt sich an Haut und Geist an Seele,
lausche deinem Atem und dem Wind,
fragst mich leise, ob ich dir dort fehle,
wo wir beide nicht beisammen sind.
Irgendwo im Wind da rascheln TrÀume,
durchgewirbelt rauschen wir daher,
treiben wir durch unbekannte RĂ€ume,
durch den Fluss der Zeit und bis ins Meer.
Treiben durch das Meer, das atmend flieĂt,
in den Raum, der zĂ€rtlich uns umschlieĂt.
© Wortweberin 2021-04-14