von Annemarie Hülber
Ich esse wahnsinnig gerne. So ziemlich alles. Aber auf was könnte ich verzichten? Worauf keinesfalls? Fleisch und Wurst esse ich gerne, aber ohne ginge es auch. Leicht sogar. Milchprodukte, Käse – der Verzicht darauf wäre schon echt eine Strafe, aber wenn es sein müsste… Süßes: Ui zwick, ohne Schoki und Mehlspeisen ab und an wäre ich wahrscheinlich unrund (im wahrsten Sinne des Wortes), würde mich wahrscheinlich daran gewöhnen. Aber auf keinen Fall möchte ich ohne SIE.
Krumpern, Grundbirn, Brambori, Erpfen – die Erdäpfeln. Wie liebevoll diese Namen klingen. Man kann natürlich auch Kartoffel sagen. Ich sage Erdapferln. Groß, dick und gelb. Oder auch klein, länglich. Oder rötlich, violett. Agatha, Annabelle, Ditta, Kipfler oder Eachtling. Bintje, Linzer Gelbe, Goldsegen, Ackersegen. So viele Sorten. Festkochend, vorwiegend festkochend, speckig oder mehlig. Eine Fülle an Auswahl hat man da.
Voriges Jahr habe ich sogar welch im Garten angebaut. Das heißt, ich habe gekaufte Erdäpfel, die ausgetrieben haben, in die Erde gesteckt. Nicht zu tief – ich habe einmal gelesen, die Erdäpfel sollen noch die Glocken läuten hören. Und dann immer wieder anhäufeln, also mit Erde bedecken. Im Herbst habe ich geerntet und war sehr erstaunt, dass die Menge, die da zutage kam, ein ganzes Körbchen gefüllt hat.
Und was man aus Erdäpfel alles kochen kann. Erdäpfelsuppe, Erdäpfelsalat, Pertersilerdapferln, Schmarren, Knödel und Puffer, Erdäpfelgulasch, Gröstl und, ja, auch Pommes. Erdäpfel sind super, davon kann man sich ernähren. Und eines meiner Lieblingsrezepte: Einbrennte Hund.
Einbrennte Hund ist kein chinesisches Rezept. Es kommt aus der Wiener Küche und ist eigentlich ein Arme-Leute-Essen. Und ur gut. Man braucht wenige Zutaten. Eine Einbrenn (Mehlschwitze) aus Butter und Mehl, eine kleine Zwiebel, Suppe oder Milch, gekochte, vorwiegend festkochende Erdäpfel, Essiggurkerl, Salz und Pfeffer.
Die klein geschnittene Zwiebel in Butter glasig anrösten und mit ein 1-2 Esslöffel Mehl stauben und etwas weiterrösten. Dann nach und nach mit Flüssigkeit aufgießen bis eine sämige Sauce entsteht. Jetzt die gekochten, geschnittenen Erdäpfel (man kann auch übrig gebliebenen Erdäpfelsalat nehmen) dazugeben und aufkochen. Geschnittene Essiggurkerl dazu und mit etwas vom Gurkerlwasser nachwürzen. Salzen und pfeffern – guten Appetit. Ich gebe noch ein paar Kapern dazu, weil ich die so gerne mag. Und wenn es ganz fein werden soll, gebe ich noch ein Löffel Leinöl drüber. Es schmeckt herrlich.
Wieso die Wiener bei diesem Gericht ‚Hund‘ statt Erdäpfel sagen? Ich weiß es nicht. Wäre aber interessant. Jedenfalls sind Erdäpfel mein Lieblingslebensmittel. Nicht ohne Erdapferln.
© Annemarie Hülber 2023-09-13