LUNA Lies mir was vor!
LUNA drückt HELIOS eine abgewetzte Version von Romeo und Julia in die Hand und legt sich an ihn.
HELIOS “Der tot hier liegt, vom Romeo erlegt…“
LUNA Ne, ich les dir was vor.
LUNA setzt sich auf und fängt an nervös im Buch zu blättern. Scheinbar ziellos. Beginnt zu lesen, hat aber zunehmend Schwierigkeiten damit.
LUNA “Verbreite deinen dichten Vorhang, Nacht! Du Liebespflegerin! Damit das Auge der Neubegier sich schließ und Romeo mir unbelauscht in diese Arme schlüpfe. Verliebten g’nügt zu der geheimen Weihe das Licht der eignen Schönheit; oder wenn die Liebe blind ist, stimmt sie wohl zur Nacht.-”
LUNA hält inne und starrt desorientiert auf die Seiten.
HELIOS nimmt ihr sanft das Buch aus der Hand und fängt an zu lesen.
HELIOS “Komm ernste Nacht, du züchtig stille Frau, ganz angetan mit Schwarz, und lehre mir ein Spiel, wo jedes reiner Jugend Blüte zum Pfade setzt, gewinnend zu verlieren! Verhülle mit dem schwarzen Mantel mir das wilde Blut, das in den Wangen flattert, bis scheue Liebe Kühner wird und nichts als Unschuld sieht in inn’ger Liebe Tun. Komm Nacht.”
LUNA greift ruckartig nach dem Buch und liest wieder weiter. Abermals hat sie sichtliche Probleme. Wird mit jedem Wort verzweifelter/ wütender
LUNA “Komm milde liebevolle Nacht! Komm gib mir meinen Romeo! Und stirbt er einst, nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn: Er wird des Himmels Antlitz so verschönen, dass alle Welt sich in die Nacht verliebt und niemand mehr der eitlen Sonne huldigt.“
LUNA pfeffert das Buch in die Ecke.
LUNA Fuck!
HELIOS erschrickt, sieht dem Buch hinterher. Steht auf und hebt es vom Boden.
HELIOS Kannst du mir jetzt bitte mal erklären, was mit dir los ist?
LUNA “Wer bist du Teufel, der du mich so folterst?”
HELIOS Luna, bitte! Was ist los? Sag was, rede mit mir… und hör mal auf dem den Zitaten.
LUNA Ich will kein Echo sein, sondern der Ton.
HELIOS Dann sei der Ton und rede mit mir, verdammt.
© Josephine Bartels 2022-08-31