von Franz Brunner
Haben Sie jemals daran gedacht, woher die Pizza kommt, wer sie erfunden hat? Im Grunde völlig egal, Hauptsache sie schmeckt. Ja, heute gibtâs Pizza. Pizza auf Gran Canaria. Die Spanier unter meinen Lesern mögen mir verzeihen, aber ich halte die spanische KĂŒche fĂŒr nicht so variantenreich und raffiniert wie âŠ.
Nein, ich nenne jetzt kein Land, das wĂ€re unfair. In jedem der LĂ€nder, die ich bisher bereiste, fanden sich höchst interessante Leckerbissen auf der Speisekarte. Gestern z.B. bei einem Ausflug nach Puerto de Mogan, da landeten wir, ohne es zu wissen in einem Lokal, das SpezialitĂ€ten aus West Sahara kredenzte. Huhn mit Datteln und NĂŒssen, eingebettet in einen Reiskranz, der mit einer Vielfalt an fremdartigen Aromen verfĂŒhrte. Aber ich wollte ja eigentlich ĂŒber Pizza berichten.
Pizza gibtâs ĂŒberall, vermutlich in jeder noch so versteckten Ecke von Mutter Erde. Und fast ĂŒberall ist sie ein Erlebnis, meist sogar ein gutes, die Palette reicht von genieĂbar ĂŒber einwandfrei bis exzellent. Die von heute, die war ganz vorne dabei. In der Flaniermeile von Playa del Ingles haben sich gefĂŒhlt 50 Lokale angesiedelt, die diese runde Köstlichkeit produzieren, geschĂ€tzte 48 von ihnen bringen was Ordentliches auf den Tisch.
WĂ€hrend des beschaulichen Lustwandelns durch den Trubel umwarb uns ein drahtiger Justin-Timberlake-Typ. Dezent, unaufdringlich und mit lĂ€chelnden Augen. Gewonnen, junger Mann, also wurde es das âBellissimoâ. Klein, ruhig, italienische Flagge und auf den ersten Blick gingen die BĂ€cker, die man durch die Auslage beobachten durfte, als waschechte Italiener durch.
Nachdem nur wenige GĂ€ste im kleinen Gastgarten saĂen, blieb Daniel, so stellte er sich spĂ€ter vor, Zeit zum Plauschen. Ich hielt ihn zunĂ€chst fĂŒr einen HollĂ€nder, als er mit einem PĂ€rchen, das nach der Rechnung verlangte, anscheinend HollĂ€ndisch sprach. Nein, er ist Bosnier, verriet er, und ein paar freundliche Wort schafft er vielen Sprachen. Ganz mein Ding, ich versuche das auch seit Jahren, allerdings mit mĂ€Ăigem Erfolg.
Fassen wir zusammen: Daniel lebt seit 20 Jahren in Gran Canaria, arbeitet in einem italienischen Lokal, spricht neben seiner Muttersprache ausgezeichnet Spanisch, Italienisch und Englisch. Er fĂ€hrt gerne Schi in den Salzburger Bergen und hat die beste Bratwurst seines Lebens in Wien, nahe dem Stephansdom, verzehrt. Dazu lobt er das Bier im 16. Bezirk, der Heimat des Ottakringers, in den höchsten Tönen. Gut, warum soll Daniel sich nicht irren dĂŒrfen, er ist ja auch nur ein Mensch. Irgendwie kamen wir auf Reisen und ĂŒber Umwege auf Berlin zu sprechen. Nachdem er dort einige Zeit gelebt hatte, gab er sogleich eine Quartier-Empfehlung ab.
Ich fand diesen Daniel groĂartig, nicht nur, weil er uns mit der Rechnung zwei GlĂ€ser Limoncello servierte. Und die Pizza warâs ebenso, nĂ€mlich groĂartig. Ja, das Leben ist wie Pizza. Stets spannend, manchmal nur ertrĂ€glich, meist aber groĂartig. Wenn man tolerant ist und es zulĂ€sst.
© Franz Brunner 2022-12-27