Lilianna

Gabriele Leeb

von Gabriele Leeb

Story

Grelle Blitze erhellten die Dämmerung. Lilianna flog mit ihrem Besen in rasendem Tempo durch das Gewitter. Sie war keine junge Hexe mehr, aber noch immer in einem Alter, in dem sie all die Gefühle der Lust erleben wollte und konnte. Der Sturm fuhr durch ihr schon leicht angegrautes Haar und der Regen prasselte auf sie nieder. Sie war barfuß und ihr Kleid klebte an ihrem Körper. Ihr Busen und ihre Brustwarzen zeichneten sich ab und sie fühlte sich unheimlich frei und wild. Sie wetteiferte mit dem Unwetter und kein bisschen Angst schlug in ihrem Herzen. Wie im Rausch preschte sie durch den Wald und am liebsten hätte sie zu schreien begonnen.

Plötzlich eine Unachtsamkeit, Lilianna konnte dem Baum nicht mehr ausweichen und sie krachte dagegen mit ihrem Körper, sodass ihr beinahe der Atem wegblieb. Mit einem lauten Krach schlug sie auf dem Waldboden auf. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie sich jeden Knochen im Leib gebrochen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht erhob sie sich. Sie spürte den Geschmack von Blut in ihrem Mund und die Knie waren stark abgeschürft. Und ihr Besen war ein Totalschaden.

So nahm ihr Geschwindigkeitsrausch ein jehes Ende. Wie sollte sie jetzt bloß nach Hause kommen? Ihr Zauberstab lag in ihrem Schlafzimmer und durch den Aufprall konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Vielleicht hatte sie auch eine Gehirnerschütterung. Die Zaubersprüche kamen ihr alle durcheinander.

Auf einmal stand der Zauberer Malefox neben ihr und lachte sie aus: “ Was machst du bei diesem Unwetter im Wald? Lilianna? “ Doch er bemerkte sehr schnell, dass es Lilianna nicht gut ging und hob sie sich auf seine Schultern und trug sie zu seiner Hütte. Dort bettete er sie auf seine Liegestatt und versorgte ihre Wunden mit seiner Kräutersalbe. Dann gab er ihr noch einen stärkenden Zaubertrank und sie schlief augenblicklich tief und fest. Er stand daneben und sah ihr beim Schlafen zu und betrachtete sie, und was er sah, gefiel ihm sehr. Eigentlich hätte sie ihr nasses Kleid ausziehen sollen, doch er wollte sie nicht mehr wecken.

Malefox nahm sich seinen Mantel und setzte sich in den Schaukelstuhl und bald schlief auch er. Stunden später erwachte er und sah zu Lilianna. Die atmete ruhig und gleichmäßig und er war zufrieden. Er kochte sich Kaffee und beobachtete sie weiter. Was für eine prachtvolle Hexe, dachte er bei sich. Da schlug Lilianna ihre Augen auf und schlang ihre Arme um ihn. Was weiter geschah, passierte hinter verschlossenen Türen. Auf jeden Fall war es magisch!

© Gabriele Leeb 2022-02-19