von Yeahlena
Viele kennen und nutzen es. LinkedIn vernetzt Arbeitnehmer und Arbeitgeber, rund um den ganzen Globus. Es ist viel einfacher, neue Kontakte zu knüpfen, auf die man beruflich irgendwann vielleicht zurückgreifen könnte.
Nun, einige Herren der Schöpfung scheinen da eine neue Möglichkeit gefunden zu haben, um an Kontakte anderer Art zu geraten, als nur für Geschäftszwecke. Ja, auf LinkedIn hat man die Möglichkeit, eine tindermässige Kontaktaufnahme zu melden und den Benutzer zu blockieren. Doch die meisten Vorstösse bleiben subtil, und man erkennt sie viel zu spät.
Vor etwa 1-2 Jahren kontaktierte mich ein amerikanischer Arzt, welcher derzeit in Afghanistan tätig war. Nach einigem höflichen Hin- und herschreiben kam heraus, dass er eigentlich auf der Suche nach einer Frau war. Da seine vor einiger Zeit verstorben war, brauchte er jemanden, der zu seinem 17jährigen Sohn in den USA schauen konnte. Wenn es sein musste, könnte es auch ein anderes Land sein. Aber da er immer so lange auf einem anderen Kontinent arbeitete, konnte er den Sohn nicht alleine zu Hause lassen. Ich lehnte dankend ab. Er verstand es, drängte auch nicht weiter, und wir hatten uns seitdem nicht mehr geschrieben.
Eine etwas andere Kategorie war ein Schwede, der mich vor zwei bis drei Monaten kontaktierte, um Synergien auszutauschen. Er arbeitet momentan in den USA, seine Frau musste schon vor Jahren wegen Drogen in eine Entzugsanstalt eingewiesen werden, da sie zur Tochter nicht mehr schauen konnte. Die Tochter wird nun von ihren Grosseltern grossgezogen.
Der Schwede hatte ein enormes Mitteilungsbedürfnis und schrieb mir über alles Mögliche. Da ich vorsichtiger bin, wollte ich nicht zuviel von mir preisgeben. Irgendwann schickte er mir ein (normales) Foto von sich, wollte auch eins von mir. Ich reagierte nicht darauf.
Ein anderes Mal sandte er mir via Messenger eine Sprachnachricht und wollte, dass ich ihm meine Stimme preisgebe. Ich weigerte mich erneut. Die leisen Alarmglocken, die ich aus Höflichkeit ständig zur Seite schob, schillerten ständig lauter.
Irgendwann war es dann soweit: Er verlangte Geld, da er in einer misslichen Situation war. Sein Werkzeug wurde irgendwo beim Zoll in China beschlagnahmt, er mĂĽsse 30’000 USD dafĂĽr bezahlen, um es wieder zu kriegen. Unter Freunden helfe man sich, sagte er.
Als ich ihm schrieb, dass ein paar Mails keine Freundschaft ausmachten, schien er beleidigt. Und trotzdem wollte er Geld. Er jammerte auf sehr hohem Niveau. Und obwohl ich ihm klarmachte, dass mein Mann sowieso damit nicht einverstanden wäre, wollte er, dass ich es hinter seinem Rücken mache.
Er apellierte an meinen christlichen Glauben, und zum Schluss schrieb er, er hätte nicht gedacht, wie herzlos eine Mutter wie ich sein könne. Das war zuviel. Ich brach den Kontakt ab, er belastete mich zu sehr.
Ich frage mich, ob ich den zukĂĽnftigen Kontakten vorsorglich klarmachen soll, dass ich weder eine neue Beziehung, noch eine Freundschaft wĂĽnsche.
© Yeahlena 2020-03-02