von Sam Bennet
Der Raum ist voller Menschen. Die Atmosphäre geschwängert, von dichtem Zigarettenqualm der allmählich in meinen Augen brennt. Es war eine idiotische Idee seinen wichtigen Gästen das Rauchen zu gestatten. Seit Jahren war ich militante Nichtraucherin, und kann nur unter größtem Frust die unselige Raucherei ertragen.
Er hat es fĂĽr mich aufgegeben, sagt er zumindest und dann geben wir eine Dinnerparty und er kann sich nicht zurĂĽckhalten. Vor allem, wenn Alkohol flieĂźt.
Je später der Abend wird, desto angespannter bin ich. Sichtbar für ihn. Hörbar für jeden, der mich anspricht. Mit jedem abgetragenen Geschirrstück wird meine Laune mieser. Das Lächeln ist dabei sich zu verabschieden. So wie meine charmante Art, für die er aber so oft gelobt wird, als auch mein verführerisches Lächeln, das mich oft schon gerettet hat. Heute nicht. Es will mir jetzt nicht mehr gelingen ehrlich zu lächeln. Eine Grimasse, die ein Lächeln simuliert, manifestiert sich in meinen Mundwinkeln. Roboterhaft interagiere ich mit seinen Gästen und gehe seinem fragenden Blick aus dem Weg. Es provoziert mich eh schon, dass ich nur die junge Frau an seiner Seite bin. Das bildsaubere Beiwerk des großen Mannes. Als wüsste ich nicht, was man sich über mich erzählt; dass ich nur an seinem Erfolg und seinem Reichtum partizipieren wolle, dass eine wie ich eh nicht mehr ist, als ein schönes Gesicht und ein ordentliches Paar Brüste, in das sich Mann gerne bettet und ich willfährig darauf warte, bis er sagt, wann und wo.Ein bisschen unterstelle ich ihm, dass er das hinter vorgehaltener Hand zu seinen Freunden gesagt hat.
Einer seiner Freunde schaut mich mit schelmischen Grinsen so an, als würde er wissen, wozu meine schmollenden Lippen, die ich heute in passendem Huren-rot trage, fähig sind. Als würde er wissen, dass sein bester Freund seit neuestem voll auf seine Kosten kommt und ich der Grund für sein Dauergrinsen bin.
Ich lasse mich trotz meines Ärgers um meine Taille fassen. Er zieht mich zu sich und erzählt, wie wir uns kennengelernt haben. Dabei rutscht seine Hand etwas höher, streift sanft meine volle Brust und beschert mir damit weiche Knie. Ich mag den kernigen Macho in ihm. Sein Alter ist mir egal oder dass andere meinen, er würde nicht passen. Nicht nur ich, bringe ihn um den Verstand, er kitzelt meinen Wahnsinn mindestens genauso. Manchmal nur mit einem bestimmten Blick – mal streng, mal zärtlich. Und meine Lippen? Die gehören ganz ihm. Das mache ich unmissverständlich klar, küsse ihn und lass meine Hand, wie zufällig über die Beule in seiner Hose gleiten, dann reiß’ ich mich los, öffne das Fenster und bitte darum, das Rauchen endlich einzustellen.
© Sam Bennet 2021-06-12